Perry Rhodan – „Die Dritte Macht“

von Joe Doe

„Perry Rhodan“ ist die wohl langlebigste und erfolgreichste Heftromanserie der Welt mit bisher mehr als 2600 Ausgaben, die die Geschichte des gleichnamigen Titelhelden über einen Zeitraum von 3.000 Jahren erzählen. Angefangen hatte alles am 8. September 1961 im Nachkriegsdeutschland mit einem Storybogen, der später in Romanform mit dem Titel „Die Dritte Macht“ zusammengefasst wurde. Diese Rezension bezieht sich auf diesen Roman.

Die Geschichte beginnt mit der ersten Mondlandung im Jahre 1971. Damit lagen die Autoren erstaunlicherweise nur 2 Jahre daneben. Mit der geheimen Startbasis in Nevada lagen sie jedoch vollkommen daneben. Die Apollo 11 startete tausende Kilometer entfernt vom Kennedy Space Center in Florida und unterlag, im Gegensatz zur fiktiven Stardust-Mission, zu dem Zeitpunkt auch noch nicht der Geheimhaltung.

Bevor die Besatzung der Stardust unter dem Kommando von Perry Rhodan auf die Reise geschickt wird, folgen erst einmal endlose technische Erläuterungen. Spannend wird es erst auf dem Mond, als die Stardust vom geplanten Landepunkt abgelenkt wird und bei der Suche nach der Ursache ein außerirdisches Kugelraumschiff der Arkoniden findet.

Hier könnten die Autoren der Realität durchaus wieder sehr nahe gekommen sein, da die Apollo-Missionen tatsächlich auf außerirdische Bauwerke und Raumschiffe gestoßen sein sollen. Im Gegensatz zu den realen Apollo-Astronauten hält Perry Rhodan diese Präsenz jedoch nicht geheim. Wobei zumindest Ed Mitchell inzwischen tatsächlich zu den Exopolitikern übergelaufen ist und immer wieder von einer Galaktischen Gemeinschaft faselt. Über das, was wirklich auf dem Mond geschah, hält er jedoch nach wie vor dicht.

Doch zurück zur fiktiven Stardust-Mission. Die Arkoniden, die Rhodan und Bully entdecken, sind eine stark degenerierte Spezies und ihr Wissenschaftsoffizier Crest ist an Leukämie erkrankt, welche seine stinkfaulen Artgenossen weder behandeln können noch wollen. Die zocken die ganze Zeit nur Computerspiele, mit Ausnahme der Kommandantin, die die Menschen für primitive Wilde hält. Doch die primitiven Halbaffen haben ein Heilmittel für Leukämie entdeckt und so entscheidet sich Crest, mit der Stardust zur Erde zu fliegen.

Währenddessen kommt Perry Rhodan auf die glorreiche Idee, die außerirdische Präsenz zu benutzen, um die Menschheit zu vereinen. So landet er nicht etwa in Nevada, sondern in der Wüste Gobi, damit Crest und dessen außerirdische Technologie nicht in die Hände eines Machtblocks fallen. Dumm nur, dass die Wüste Gobi im Gebiet des Ostblocks liegt und damit genau das einzutreten droht, was Rhodan vermeiden wollte. Eine unbewohnte Insel in internationalen Gewässern wäre wohl die einzig logische Wahl gewesen und so muss Rhodan schließlich den Preis für seine Unlogik zahlen.

Die Chinesen versuchen zunächst, die Stardust unter ihre Kontrolle zu bringen, was aufgrund des arkonidischen Schutzschirms misslingt. Daraufhin steht die Dritte Macht, wie Rhodan das von ihm okkupierte Gebiet nennt, unter permanentem Beschuss.

Inzwischen schickt er Bully und Flipper nach Australien, um den Entdecker des Leukämieheilmittels abzuholen. Zum Schutz erhalten sie eine Mind Control Waffe, mit der sie anderen Menschen ihren Willen aufzwingen können. Eine kritische Auseinandersetzung mit solchen Machtmitteln sucht man im gesamten Buch vergebens. Im Gegenteil wird Gedankenkontrolle als legitimes Mittel propagiert, um die Menschheit zur Kooperation zu zwingen. Und das, obwohl der meuternde Flipper während eines Verhörs aufgrund der Gedankenblockade stirbt.

Flippers Tod sollte eigentlich tragisch erscheinen, zumal er eine schwangere Frau hinterlässt. Später wird jedoch nur beiläufig auch deren Ableben zu Protokoll gegeben und damit ist der Drops gelutscht. Die Charaktere sind ohnehin alle oberflächlich geschrieben und bedienen diverse Stereotype.

Perry Rhodan schießt dabei echt den Vogel ab. Die Entdeckung Außerirdischer lässt ihn weder staunen noch verzweifeln. Stattdessen hat er von einer Sekunde auf die andere einen Masterplan im Kopf, die Menschheit in eine globale Diktatur zu zwingen. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Zitat: „Ich werde ihre kurze Anwesenheit ausnutzen, um der Welt den Frieden zu bringen, selbst mit Gewalt!“

Der Welt den Frieden mit Gewalt aufzuzwingen ist nicht nur sagenhaft dämlich, sondern ein Widerspruch in sich. Es ist eine typisch amerikanische Denkweise, Kriege zu beginnen, um angeblich Frieden zu schaffen. Ganz nach dem Motto: „Schaffe ein Problem und biete dann deine Lösung an.“ Die Lösung ist natürlich die neue Weltordnung und Perry Rhodan versucht dieses freimaurerische Gedankengut mal eben im Alleingang durchzusetzen.

Doch das einzige, was er erreicht, ist zusätzliches Misstrauen zwischen der NATO und dem Ostblock zu säen, was in einem Atomkrieg mündet. Zwar kann Rhodan mit Hilfe der Arkonidin Thora die Atomsprengköpfe unschädlich machen, sodass niemand zu Schaden kommt, aber unter dem Strich ist er überhaupt erst der Auslöser des Atomkrieges.

Erst nach dieser Machtdemonstration fangen die Machtblöcke schließlich doch an, zu kooperieren und ihre Ressourcen zu bündeln. Die auf dem Mond verbliebenen Arkoniden müssen dies mit ihrem Leben bezahlen, da sie inzwischen von allen Nationen als Feind betrachtet werden. Nur Thora gelingt es zuvor, mit einem Beiboot zu entkommen und Crest überlebt in der Obhut der Dritten Macht. Mitgefühl für das Schicksal der bombardierten Arkoniden gibt es allerdings weder von Rhodan noch von den zwei Überlebenden. Bauernopfer!

Da Rhodan bis dahin nicht allzu viel Erfolg hat, die Menschheit zu vereinen, bekommen er und sein Kamerad Bully ein zerebrales Upgrade von den Arkoniden. Das hört sich nicht nur nach Hirnwäsche an, das Gerät, mit welchem ihre Hirne aufgewertet werden, nennt sich obendrein auch noch „Indoktrinator“. Das ist bereits die zweite Mind Control-Technologie der Arkoniden, welche als große Errungenschaft propagiert wird.

Die nunmehr an Übermenschen erinnernden Astronauten bleiben mit ihren überlegenen Fähigkeit nicht lange allein. Mitten im Buch werden plötzlich eine Handvoll Charaktere eingeführt, die den X-Men ähneln und von Telepathie über Telekinese bis hin zu Teleportation alles drauf haben. Eigentlich wäre dies Stoff für einen nächsten Handlungsbogen gewesen und die meisten der Charaktere finden nach ihrer Einführung keine weitere Erwähnung. Man hätte sich diesen Part also getrost sparen können, der aktuelle Handlungsbogen wirkt dadurch nur überladen.

Die Ursache dieser spontanen Evolution ist darüber hinaus völlig an den Haaren herbei gezogen. Die Superkräfte sind nämlich auf die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zurückzuführen. Die ersten Ausgaben von „Perry Rhodan“ erschienen 16 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges. Damals waren die Strahlenkrankheit und weitere Folgeschäden bereits gut dokumentiert, wohingegen bis dato kein Mensch bekannt war, der durch die Strahlung zum Superman mutiert ist. Das ist einfach Bullshit!

Obendrein kommen die Übermenschen in „Die Dritte Macht“ aus allen Regionen der Erde – auch aus solchen, wo es zu keinerlei Atombombentests kam, wodurch die hanebüchene Story nicht einmal in sich schlüssig ist. Da zumindest ein Teleporter und ein Telepath noch eine Rolle bei der Auflösung spielen, kommt man als Leser unweigerlich zu dem Schluss, dass sich die Autoren in eine Sackgasse geritten haben, für die sie diese B-Handlung als Ausweg konstruiert haben.

Das Ende dürfte dabei wenig überraschen. Die Menschheit vereint sich erst im Kampf gegen die Dritte Macht und bleibt schließlich vereint mit der Dritten Macht. Auf dem Weg dorthin gibt es noch eine kurze tatsächliche Bedrohung durch die erwartete Ankunft arkonidischer Robotschiffe, die durch den Notruf des auf dem Mond zerstörten Kugelraumers angelockt wurden und nun drohen, Rache zu nehmen.

Allerdings kommt statt der Flotte von Robotschiffen nur ein einzelnes Schiff der Fantan-Rebellen, die die Arkonidenwelt Myra IV übernommen haben. Mit diesem unerwarteten Besuch hätte man nun – im Gegensatz zu automatisierten Raumern – durchaus Kontakt aufnehmen können. Die Menschen hatten immerhin noch nie etwas mit den Fantan zu tun, woraufhin man davon ausgehen müsste, dass sie den Menschen gegenüber neutral eingestellt sind. Dennoch schafft Perry Rhodan das Rebellenschiff kurzerhand aus der Welt, als wäre das Leben dieser Wesen nichts wert.

Es läuft schlichtweg alles darauf hinaus, die außerirdische Bedrohung als Druckmittel zu benutzen, um der Menschheit eine Weltregierung aufzuzwingen, koste es, was es wolle. Zumindest ist „Perry Rhodan“ damit ein Beleg dafür, dass die Pläne für das Blue Beam Project schon mindestens ein halbes Jahrhundert alt, wenn nicht sogar noch viel älter sind.

Fazit: Ich habe selten einen derart faschistoiden Scheiß gelesen, der obendrein auch noch total schlecht geschrieben ist. „Die Dritte Macht“ ist von vorne bis hinten Propaganda für die neue Weltordnung, garniert mit freimaurerischem und theosophischem Gedankengut.

Bedenkt man den Zeitpunkt des Erscheinens, kurz nachdem bereits die Nazis versucht hatten, die Welt gewaltsam unter ihre Kontrolle zu bringen, kann man nur den Kopf über dieses Machwerk schütteln. Da die Zielgruppe solcher Heftromane damals vor allem aus jugendlichen Lesern bestand, muss man annehmen, dass diese Propagandaschriften als Mittel der Umerziehung gedacht waren. Der Naziraketenwissenschaftler Wernher von Braun hätte sicherlich seine wahre Freude daran gehabt oder vielleicht hatte er sie sogar.

Sowohl inhaltlich als auch vom Schreibstil her ist das Buch für die Tonne!

Ein Kommentar zu “Perry Rhodan – „Die Dritte Macht“

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