1899 – Verwirrspiel im Schatten der Pyramide

von Joe Doe

Die Macher der Serie „Dark“ haben mit „1899“ eine weitere acht Episoden umfassende Serie vom Stapel gelassen, die noch komplexer und verwirrender ist, als die Erstgenannte. Neben dem Mindfuck hat außerdem die freimaurerische Symbolik stark zugenommen. Während in „Dark“ hier und da mal was eingestreut und erst in der dritten Staffel so richtig aufgedreht wurde, geht die neue Serie schon im Vorspann in die Vollen.

Es wimmelt nur so von Pyramiden, die durch den Raum schweben und auch in der Schrift überall aufblitzen.

Untermalt ist das Ganze mit dem Song „White Rabbit“, der im Original von Jefferson Airplane stammt und sowohl auf „Alice im Wunderland“ als auch auf bewusstseinsverändernde Drogen anspielt. Natürlich gibt es da einen Zusammenhang, nicht nur zu dem Kinderbuch, sondern auch zur Serie. Eine der Hauptfiguren stammt nämlich aus einer Nervenheilanstalt, wo ihr allerhand Zeug injiziert wurde. Im Vorspann ist die betreffende Frau als Marmorstatue dargestellt, die zerbricht. Das soll mit Sicherheit den Zustand ihres Verstandes symbolisieren.

Zum Schluss wird das Logo der Serie eingeblendet. Es ist eine umgedrehte Pyramide mit abgesetzter Spitze, passenderweise vor einem roten Hintergrund.

Die umgedrehte Pyramide mit abgesetzter Spitze taucht auch im Verlauf der Serie immer wieder auf. Mal als Ohrring und Haarspange.

Mal auf Kleidern.

Oder auf den Uniformen der Besatzung.

Sogar auf dem Teppich ist dieses Logo allgegenwärtig.

Eine große Pyramide gibt es indes schon in der Eröffnungssequenz der ersten Episode. Diese wird später ebenfalls immer wieder mal auftauchen.

Weiter geht es durch ein betontes Auge mit einer pyramidalen Iris.

Dieses Auge gehört Maura Franklin (Emily Beecham), die in einer Schiffskabine erwacht. Auf ihrem Tisch liegt passend dazu ein Buch mit dem Titel „The Awakening“. Inhaltlich hat dieser Roman von Kate Chopin kaum etwas mit der Serie gemein, weshalb es wohl eher um das „Das Erwachen“ an sich geht. Schon bald wird Maura nämlich alles wie ein Traum erscheinen.

Das fängt schon damit an, dass ihre Kabinennummer exakt der Zimmernummer aus der Nervenheilanstalt entspricht. Es ist die Nr. 1011, was angesichts der erneut platzierten Pyramide als freimaurerische Zahlenmystik zu verstehen ist. Während die 10 als perfekte göttliche Zahl gilt, steht die 11 für den Dualitätsglauben.

Das Schiff, auf dem Maura erwacht, ist die „Kerberos“. Benannt ist es nach dem dreiköpfigen Höllenhund, der in der antiken griechischen Mythologie den Eingang zur Unterwelt bewacht.

Für die Passagiere ist das Schiff im wahrsten Sinne des Wortes die Unterwelt, wobei das Reich der Träume eigentlich besser passen würde. Alpträume, um genau zu sein, denn wirklich tolle Leben führen sie nicht. Unter ihnen befindet sich ein glückloses Paar in einer arrangierten Ehe; ein Hochstapler, der sich als Priester ausgibt und dessen Geliebter sich als sein Bruder tarnen muss; eine chinesische Prostituierte, die sich als japanische Geisha ausgibt; eine verarmte Familie auf dem Unterdeck, die Grauenvolles erlebt hat; und zu guter Letzt ein blinder Passagier, der einst in der Fremdenlegion diente.

Wirklich relevant ist das alles nicht, denn am Ende ist ohnehin nichts, wie es zunächst scheint. Ein erstes Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, sind zwei mysteriöse Briefe, die Maura und der Kapitän erhalten haben. Diese haben einmal mehr die umgedrehte Pyramide mit abgesetzter Spitze sowohl im Siegel als auch in Form einer Prägung auf der Vorderseite.

Als Kapitän Eyk Larsen (Andreas Pietschmann) eine Nachricht von dem vermissten Schwesterschiff „Prometheus“ erhält, lässt er sein Schiff wenden. Nicht alle Passagiere sind damit einverstanden, doch er will der Sache auf den Grund gehen und notfalls Hilfe leisten. Als die „Kerberos“ bei der „Prometheus“ ankommt, findet ein Rettungsteam jedoch lediglich ein leeres Geisterschiff vor. Einzig ein Junge hat überlebt und wird eingesperrt in einem Schrank vorgefunden.

Noch ahnt niemand, dass die „Prometheus“, getreu ihrem Namen, der Schlüssel zu einer höheren Erkenntnis ist. Statt dem Feuer überreicht der Junge jedoch erst einmal eine schwarze Pyramide.

Zeitgleich taucht auf der „Kerberos“ ein mysteriöser Mann namens Daniel (Aneurin Barnard) auf, der einen grünschillernden Käfer benutzt, um sich Zugang zu einer Kabine zu verschaffen. In einer Vision hat auch Maura schon einen solchen Käfer gesehen. Es handelt sich um einen Rosenkäfer, der zur Gattung der Skarabäen gehört, womit hier wieder mal der Ägyptenfaible der Freimaurer bedient wird.

Das Zimmer, welches Daniel betritt, hat im Übrigen die Nummer 1013, welche Gott und den Schlangenträger in sich vereint.

Die zweite Episode „Der Junge“ beginnt so ähnlich wie die erste. Diesmal durchlebt Kapitän Larsen eine fiktive traumatische Vergangenheit, in der er seine Familie bei einem Brand verloren hat.

Als er aufwacht, wird auf sein Auge geblendet, welches eine ebenso pyramidale Iris hat, wie zuvor das von Maura.

Larsen bekommt von der Reederei den Befehl, die „Prometheus“ zu versenken und seine Crew weist ihn darauf hin, dass alle Kompasse an Bord verrücktspielen. Natürlich ist das Logo der Reederei wieder einmal die umgedrehte Pyramide mit abgesetzter Spitze.

Maura entdeckt unterdessen in der Jacke des mysteriösen Jungen einen Ehering. Wenig später erwischt sie Daniel dabei, wie er sich an ihrer Kabinentür zu schaffen macht. Offenbar wollte er zu dem Jungen, von dem sie abermals das Pyramidenartefakt überreicht bekommt.

In Luciens Kabine steht eine ähnliche Pyramide auf dem Schreibtisch, wenn auch ein etwas flacheres Exemplar.

Weitere Pyramiden sind auf der Wandvertäfelung abgebildet. Immer jeweils paarweise nach oben und unten, was das Prinzip „Wie im Himmel, so auf Erden“ wiederspiegelt.

Schlussendlich entdeckt Maura sogar ein Pyramidentattoo hinter dem Ohr des Kindes.

Wirklich redselig ist der Junge nicht. Er beantwortet keine Fragen und würgt Gespräche durch entsprechende Gesten ab. Unnötig zu erwähnen, dass der Zeigefinger vorm Mund eine freimaurerische Verschwiegenheitsgeste ist.

Im Zentrum der zweiten Episode steht neben dem Jungen nach wie vor der Kapitän, der nun ebenfalls Halluzinationen bekommt. Er folgt den Geisterstimmen seiner Familie in seine Kabine und befindet sich plötzlich wieder in seinem Haus, wo er seine Töchter abermals verbrennen sieht.

Als er einem Skarabäus folgend in die Realität zurückkehrt, befindet er sich in einem Schacht, der ihn zurück in seine Kabine führt. Auf der Klappe des Schachtes befindet sich einmal mehr die Pyramide mit der abgesetzten Spitze.

Kurz darauf entschließt sich Eyk, das Schiff zu wenden und die „Prometheus“ in den Heimathafen abzuschleppen. Von dort kommen allerdings nur noch kryptische Nachrichten, denn der Telegraf morst nun Pyramiden.

Maura gibt indes ihr Anhänger Rätsel auf. Es ist ein goldenes Hexagon mit einer umgedrehten schwarzen Pyramide.

Noch rätselhafter ist der Fund einer Kinderleiche an Deck. Daniel hat das Mädchen mit seinem Skarabäus angelockt und umgebracht. Warum, wird im restlichen Verlauf der Serie nie geklärt. Ist er ein Triebtäter? Oder handelt es sich um ein rituelles Kinderopfer? Warum äußert er vor seiner Tat, dass es ihm leid täte? Keine dieser Fragen wird je beantwortet, was die Tat umso sinnloser macht. Erst recht in Anbetracht der letztendlichen Auflösung.

Diese wird in der letzten Szene bereits angedeutet, in der mehrere Überwachungsmonitore angezeigt werden. Die passen logischerweise nicht in das Jahr 1899. Handelt es sich also um Zeitreisen, wie in „Dark“? Das sollen die Zuschauer zumindest für den Anfang glauben.

Die dritte Episode „Der Nebel“ startet wie gewohnt, diesmal mit dem Auge von Ling Yi (Isabella Wie), welches allerdings zu dunkel ist, um die Pyramide darin zu erkennen. Dafür gibt es das Logo auf ihrem Kimono noch mal in Nahaufnahme. Übrigens wären die Japaner wahrscheinlich höchst unzufrieden, eine Chinesin als Geisha verkleidet zu sehen. Ähnliche Fälle aus Hollywood sorgten in der Vergangenheit bereits für Empörung, wobei sich die Welt allerdings eher über die von Japan begangenen Kriegsverbrechen in China empören sollte. Aber das nur so am Rande.

Zu beneiden ist Yi bei alledem nicht, denn sie soll als Zwangsprostituierte nach Amerika einreisen. Ihre Puffmutter erniedrigt sie bereits vorab, indem sie sie zwingt, sich auszuziehen und befummeln zu lassen. Gnädigerweise wurde auf direkte Pornografie verzichtet, aber was angedeutet wird, ist schon schlimm genug. Ebenso Yis Flashbacks zu einem unabsichtlichen Tötungsdelikt, welches sie in diese Lage gebracht hat.

Der Kapitän hat unterdessen völlig andere Probleme, allen voran den Schacht unter seinem Bett, den er nun Maura präsentiert. Und wieder eine Chance, die Pyramide mit abgesetzter Spitze gleich mehrfach in Nahaufnahme zu bringen.

Sein Stellvertreter weiß offenkundig mehr und hat Zugang zu verborgenden Technologien. Darunter zu Schaltern, die mal wieder Pyramiden nach dem Prinzip „Wie im Himmel, so auf Erden“ abbilden.

Auf diesen gibt er die Abfolge der Pyramidenmorsebotschaft ein.

Kapitän Eyk findet ebenfalls verborgene Apparaturen, deren Zweck sich ihm nicht erschließen.

Das Einzige, was er bei seiner gemeinsamen Entdeckungstour mit Maura unterschlägt, ist eine Passagierliste der „Prometheus“, die er in deren Ofen entdeckt. Scheinbar wollte jemand sie dort verbrennen.

Für seine Geheimhaltung hat er auch einen guten Grund, denn auf der Liste taucht u.a. Mauras Name auf, was zusätzliche Rätsel aufgibt.

Der mysteriöse Junge und der ebenso mysteriöse Daniel spielen ihrerseits mit dem Pyramidenartefakt und dem Skarabäus herum. Sie stecken offenkundig unter einer Decke, was gut für den Jungen ist, da er so wenigstens am Leben bleiben darf.

Als immer mehr Leichen auftauchen, für die offenbar Daniel verantwortlich ist, glauben einige Mannschaftsmitglieder, dass was immer die Crew der „Prometheus“ getötet hat, sich nun an Bord der „Kerberos“ befindet. Eine Meuterei bricht aus und der Kapitän wird abgesetzt. Richtung New York geht es aber dennoch nicht, denn Daniel hat ein seltsames Gerät, mit dem er die rätselhafte Maschine an Bord bedienen kann. Durch das Verschieben einiger Pyramidentasten teleportiert er das Schiff mal eben weg.

Zu Beginn der vierten Episode „Der Kampf“ ist Jéromes (Yann Gael) Auge dran.

Er wacht mitten in der Meuterei auf und wird dazu abgestellt, Leichenberge über Bord zu werfen. Man hätte die Toten eigentlich auch zu einer Pyramide stapeln können…

Die Meuterer kommen schließlich auf die Idee, dass der Junge hinter den unerklärlichen Todesfällen stecken könnte. Immerhin kam er von der „Prometheus“. Sie durchsuchen das Schiff, doch in Mauras Kabine finden sie ihn nicht. Dafür findet Maura unter ihrem Bett einen weiteren Schacht.

In diesem hat sich der Junge versteckt, der sie abermals zur Geheimhaltung mahnt.

Der ebenso mysteriöse Daniel klinkt sich zwischenzeitlich mittels seines Pyramidenschiebers nunmehr direkt in die Bordelektronik ein.

Die Crew dreht unterdessen völlig durch. Einer versucht gar, sich mit Knoblauch vor dem vermeintlichen Fluch zu schützen. Allerdings ist das keine Vampirserie.

Die anderen suchen weiter nach dem Jungen und finden ihn schließlich zusammen mit dem befreiten Kapitän und dessen Getreuen. Jerome greift nach einem Hammer, um die bewaffneten Meuterer anzugreifen, was sich schnell als behämmerte Idee herausstellt. Ob das Werkzeug hier nur als Waffe dient oder symbolisch gemeint ist, sei einmal dahingestellt.

Den Gefangen gelingt abermals die Flucht, aber sie können nicht verhindern, dass die aufgebrachte Menge den Jungen über Bord wirft. Wenig später klopft es jedoch im Speisesaal aus dem Schrank und der Junge tritt unbeschadet heraus. Offenbar kann er sich teleportieren und er hat sogar seine Pyramide wieder mitgebracht.

Ab Episode 5, „Der Ruf“, ändert sich der Einstieg ein wenig. Diesmal erwacht niemand auf dem Schiff, stattdessen schlägt Maura beide Augen auf und findet sich in einer kargen Landschaft wieder. Dort entdeckt sie ein Grabkreuz, welches sie auffordert, aufzuwachen. Wenn das Leben ein Traum ist, dann ist der Tod wohl ein Erwachen.

Kurz darauf wird sie von zwei kräftigen Pflegern gepackt und findet sich im Raum 1011 der Nervenheilanstalt wieder. Dort injiziert man ihr ein schwarzes Öl.

Am Ende wird dann doch wieder der Einstieg aus der ersten Episode wiederholt.

Nach dem zweiten Erwachen ist Maura wieder im Speisesaal der „Kerberos“, wo der Junge von den anderen in einen Schrank gesperrt wurde. Genau so fand man ihn auf der „Prometheus“ vor. Als Maura ihn befreien will und die Lage eskaliert, löst sie einen Bullet-Time-Effekt aus, was der erste konkrete Hinweis darauf ist, dass mit der Realität etwas nicht stimmt.

Während die Welt um sie herum eingefroren ist, befreit sie den Jungen. Als die anderen aus ihrer Starre erwachen, ist sie mit ihm verschwunden. Ach übrigens, der Boden besteht wieder mal aus Dreiecken.

Wenige Sekunden später ertönt ein Alarm auf dem gesamten Schiffe, in dessen Folge alle wie Zombies an Deck laufen und wie die Lemminge über Bord springen. Die einzige Ausnahme bilden eine Handvoll Passagiere, die einen Brief von der Reederei erhalten haben. Alle anderen erscheinen wie hirnlose Bots.

Als Maura den Jungen fragt, was da gerade passiert, antwortet er ihr endlich schriftlich, dass „sie“ zuhören. Anschließend führt er sie in den schwarz gefliesten Schacht unter ihrem Bett und benutzt seinen Käfer, um ein Dimensionstor zu öffnen. Dieses führt in die karge Landschaft aus Mauras letzten Traum, in der auch die Nervenheilanstalt steht.

Ab hier scheint es nun völlig absurd zu werden, denn auf der anderen Seite hängt das Portal einfach in der Luft.

Daniel folgt den beiden durch ein weiteres Portal und trifft dort den Jungen, der zum ersten Mal spricht. Er meint kurz und knapp: „Sie erinnert sich nicht mehr.“ Daniel erwidert, dass die Zeit knapp sei und er wen auch immer aufhalten müsse, bevor sie das Schiff versenken. Auf diesem fesseln sich die Überlebenden, um nicht dem vermeintlichen Sirenengesang ins Wasser zu folgen. In Wahrheit geht jedoch etwas anderes vor und der Verräter an Bord erhält tatsächlich den Befehl, das Schiff zu versenken.

Als Daniel die Maschine im Heizungsraum manipulieren will, legt er sich mit einem der Heizer an und wird niedergeschlagen. Er warnt diesen, dass er sein Vorhaben zu Ende bringen müsse, da sonst alles von Vorne anfängt. Mit diesem Hinweis auf eine Zeitschleife wird abermals eine falsche Fährte gelegt. Maura ist unterdessen in der Nervenklinik zugange und erkundet das Zimmer 1011, welches einen dezenten Schachbrettboden hat.

Sie trifft dort auf ihren Vater, den vermeintlichen Klinikleiter, welcher am Kragen die obligatorischen Pyramiden mit abgesetzter Spitze trägt.

Außerdem hat er eine Spritze mit Black Goo dabei. Ein paar Glitches später hat sie das Zeug in der Halsvene und erwacht wieder auf der „Kerberos“.

Zurück an Bord erklärt sie, dass Henry Singleton (Anton Lesser), der Chef der Reederei, ihr Vater sei. Außerdem sei er Verhaltensforscher, weshalb sie alles für ein Experiment hält. Sie fängt einen Skarabäus, mit dem sie im Schacht der Kapitänskabine eine weitere Dimensionstür öffnet. Diese führt direkt zum verbrannten Haus von Eyks Familie.

Larsen offenbart ihr daraufhin, dass auch seine Unterschrift auf der Passagierliste der „Prometheus“ steht und er demzufolge ebenfalls auf diesem Kahn der Kapitän war. Beide können sich jedoch an nichts erinnern und so glaubt Maura, sie wäre Ärztin in der Nervenheilheilanstalt gewesen und ihr Vater hätte sie alles vergessen lassen. Erinnern können sich neben diesem scheinbar nur Daniel, der Junge sowie der Verräter an Bord. Letzterer besitzt ein ähnliches Gerät wie Daniel, mit welchem er andere Personen einfach ausschalten kann.

Schlussendlich offenbart die Ratte den restlichen Überlebenden jedoch die Mitteilung der Reederei, das Schiff zu versenken. Bei Singleton trifft daraufhin ein Alarm vom Projekt Kerberos ein. Das Schreiben besteht mal wieder nur aus Pyramiden. Man muss wohl Freimaurer sein, um das entziffern zu können.

Von seinem Arbeitszimmer aus, welches auf dem technischen Stand der 1970er ist, hat Henry einen tollen Blick auf eine schwarze Pyramide.

Folgerichtig lautet der Titel der sechsten Episode „Die Pyramide“. Diesmal darf Tove (Clara Rosager) ihr Pyramidenauge zeigen und anschließend abscheuliche Flashbacks ihrer Vergewaltigung erleiden.

Auf dem Schiff ergeben sich aber noch ganz andere Probleme, denn überall wachsen plötzlich schwarze Kristalle, die sich wie ein Nanitenschwarm verhalten.

Bei Berührung infizieren sie die Menschen und breiten sich dabei wie Black Goo aus. Möglich, dass hier direkt auf diese Substanz angespielt wird, denn ähnliche schwarze Nanoschwärme gibt es auch in anderen Filmen zu Hauf. In diesem Fall handelt es sich jedoch um etwas anderes, was erst nach der Auflösung halbwegs Sinn ergibt.

Die Versuche, das Schiff zu steuern, scheitern allesamt. Am Kartentisch liegen dafür an gegenüberliegenden Enden Winkelmaß und Zirkel.

Abhilfe schaffen indes auch die nautischen Fachbücher nicht, denn in denen steht nur ein Satz, der die Realität infrage stellt.

Der Verräter beginnt wieder, falsch zu spielen, und sucht seinen Herrn auf. Dazu benutzt er den Schrank als Portal, in dem üblicherweise der Junge aufzutauchen pflegt.

Henry Singleton beauftragt ihn, ihm die Pyramide des Jungen zu beschaffen. Doch wozu eigentlich? Immerhin besitzt er bereits eine weitaus größere Pyramide. Muss wohl so eine Art freimaurerischer Pyramidenfetisch sein.

Kapitän Larsen und Maura erforschen in der Zwischenzeit die Nervenklinik Bereits am Eingang werden sie von zwei Schlangen begrüßt. Okay, das sieht hier zugegebenermaßen nach Äskulapstäben aus, passt aber durchaus ins Gesamtbild.

Immerhin hat die Heilstätte auch Hexagonfliesen auf den Böden.

Alles in allem ist die Bude nichts für „Schöner Wohnen“. Im Behandlungsraum sind die Fenster zugemauert und hinter der Wandvertäfelung verbirgt sich der Schiffsrumpf. Die Realität spielt total verrückt und so wachsen auch in der Klinik Nanitenkristalle.

Ab da greift Daniel ins Geschehen ein und wehrt erst einmal Eyk ab, den er in einen Wald versetzt. Maura stellt er sich als ihr Ehemann vor und meint, dass nichts von alledem real sei. Noch kann sie ihm nicht glauben und sperrt ihn in den Behandlungsraum ein. Doch ihr Realitätsverständnis bekommt im wahrsten Sinne des Wortes Risse, als sie mitten in der kargen Landschaft gegen eine unsichtbare Barriere rennt.

Als sie eine Schicht dessen, was sie für real hält, abträgt, verbirgt sich dahinter einmal mehr eine Schiffswand.

Der Kapitän gelangt unterdessen auf die „Prometheus“, welche sich auf einem gigantischen Schiffsfriedhof befindet. Offenbar haben alle das Szenario schon mehr als zweimal durchlaufen.

In der siebten Folge „Der Sturm“ darf Daniel sein Pyramidenauge ins die Kamera halten.

Er erwacht in der Klinik, wo ihn Maura eingesperrt zurücklässt. Obendrein klaut sie noch sein Gerät.

Bei ihrer Rückkehr auf das Schiff ist wieder einmal der Roman „Das Erwachen“ platziert. Der Alptraum geht aber noch zwei Episoden weiter.

Dafür sorgt nicht nur der titelgebende Sturm, sondern auch der Verräter, der den Countdown zum Shutdown auf einem modernen Tablet verfolgt. Natürlich besteht das Menü wieder aus jeder Menge Dreiecken.

Daniel entkommt der Klinik währenddessen durch ein Labyrinth aus Kabeln und entdeckt so ein neues Portal.

Er landet in der Vorgeschichte des falschen Priesters, wie ihn ein auf dem Boden platziertes Kreuz verkündet. An religiöser Symbolik mangelt es der Serie also ebenfalls nicht.

Während Daniel weiter durch die verschiedenen Szenarien stolpert, entdeckt Maura einen Zugang zur großen Pyramide. Dort entdeckt sie Familienfotos, auf denen sie und Daniel die Eltern des schweigsamen Jungen sind.

Daniel entdeckt indes ein weiteres Portal in einem Grab. Diese Symbolsprache ist ziemlich heftig.

Zumal der Schacht in ein Kinderzimmer führt. Dort ist als erstes ein weißes Pentagramm zu sehen.

Als Zugabe gibt es eine Pyramide aus bunten Dreiecken auf dem Nachttisch.

In der Pyramide finden Daniel und Maura endlich zusammen und er offenbart ihr, dass sie sich in einer Simulation befinden. Irgendwie hat man das bereits geahnt, die Anzeichen waren ja schließlich nicht zu übersehen. Wie Daniel richtig anmerkt, entsteht die Realität oder zumindest das, was wir dafür halten, in unserem Gehirn. Er vergleicht dies mit Platons Höhlengleichnis.

Um diesen Mindfuck zu beenden, braucht Daniel einen Code, den er einsetzen muss, bevor die Simulation neugestartet wird. Hier kommt Mauras hexagonaler Anhänger ins Spiel, in dem sich der Code in Form eines Schlüssels befindet.

Wieder zurück auf dem Schiff gibt Daniel an, dass sie schon Dutzende Simulationen durchlaufen haben, die jeweils auf acht Tage angelegt sind. Diese laufen in einer Endlosschleife, in welcher alle darin Gefangenen ein ums andere Mal sterben. Einige andere machen aktuell wieder einen Abgang, während Henry sich als Voyeur an den Sterbeszenen ergötzt.

Singleton verhöhnt seine Opfer, indem er sich darüber lustig macht, wie sie ein ums andere Mal dieselben Fehler begehen. Dabei ist er es, der ihnen immer wieder ihre echten Erinnerungen nimmt und falsche Erinnerungen einpflanzt. Er ist ein arroganter Psychopath, der andere Menschen zwanghaft kontrollieren will. Zu allem Übel hat sein Handlanger ihm den Jungen und dessen Pyramide beschafft, in welcher sich das Schloss für den Code befindet.

Der Shutdown läuft unaufhaltsam ab, wobei der Countdownbalken den Schnitt in der Displaypyramide bildet.

Die „Kerberos“ versinkt in einem Strudel, der überraschenderweise nicht dreieckig ist, wie im Serien-Thumbnail. Vielleicht soll hier ja stattdessen auf das Licht am Ende des Tunnels beim Sterben angespielt werden. Demnach würde hier das Leben als Simulation interpretiert und der Tod als Erwachen.

Allerdings führt dieser Tunnel lediglich in ein Archiv, welches durch einen Schiffsfriedhof dargestellt wird.

Die Eröffnung der letzten Episode „Der Schlüssel“ bietet noch einmal die Gelegenheit, einen Skarabäus zu platzieren. Wie inzwischen klar sein dürfte, handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen Bug in der Simulation.

Als nächstes muss Mauras Junge vor einer Pyramide niederknien. Mehr Symbolkraft geht kaum noch.

Diesmal darf es dann auch sein Auge sein.

Im Regal hinter ihm stehen vier Kanopen. Die Organe welches Pharaos darin wohl bestattet sein mögen?

Ob der Kinderdarsteller schon um die Bedeutung all dieser Symbole weiß? Früh übt sich, was ein Meister vom Stuhlgang werden will…

Maura eröffnet den restlichen Überlebenden zwischenzeitlich die Wahrheit. Zur Wahrheit gehört auch, dass ihr Vater den ganzen Laden schmeißt und ihr Bruder allen die Briefe mit den Hinweisen geschickt hat. Die anderen können aber vor allem mit der Offenbarung, dass nichts um sie herum real sein soll, nichts anfangen. Immerhin besitzen sie das Verständnis von Menschen des 19. Jahrhunderts, die noch nichts von Computersimulationen wissen können.

Singleton bringt den Jungen unterdessen in die Klinik, um ihm ebenfalls die Wahrheit zu offenbaren. Zumindest behauptet er das und injiziert ihm eine helle Flüssigkeit. Nach dieser Injektion erhält er eine vermeintliche Erinnerung daran, wie seine Mutter ihm das schwarze Serum des Vergessens einimpft. Die Schwarz-Weiß-Symbolik vereinnahmt sogar die Spritzen. Ebenso wechselt die Kleidung des Jungen von Dunkel zu Hell.

Henry kommt dann wieder mit dem Höhlengleichnis und bezieht Gott in den Gedanken mit ein. Das Leben ist eine Simulation und Gott ist der Programmierer, der in der realen Welt lebt. Der religiöse Aspekt war schon in „Dark“ nervtötend und auch hier führt er letztendlich zu nichts.

Daniel hackt indessen den Mainframe und verbreitet dadurch das kristalline Computervirus. Das sorgt für einige spektakuläre Effekte.

Einige Menschen werden dadurch jedoch in Black Goo gebadet.

Noch hässlicher ist jedoch die Manipulation des Jungen durch Henry. Dieser macht dem Kleinen weis, dass sein Vater ihn opfern und sich im Zweifelsfall immer für seine Frau entscheiden würde. Er hetzt ihn gezielt gegen seine Eltern auf. Das ist jedoch nichts dagegen, wie er mit seiner eigenen Tochter umgeht. Nachdem sein Lakai sie gefangen genommen hat, lässt er sie wieder auf den Behandlungsstuhl fesseln.

Als nächstes gibt er seinen Sermon zum Besten. Man würde entweder als Suchender oder als Ausweichender geboren. Dabei sei es eine Wonne, ein Ausweichender zu sein. Mit anderen Worten ein Unwissender, so wie es Cypher in „Matrix“ anstrebt. Die Worte mögen leicht voneinander abweichen, aber die Sprache ist dieselbe. Die Suchenden sind jene, die am Ende die rote Pille schlucken. Und wer den Subtext lesen kann, weiß, dass die Freimaurer sich als Suchende sehen, denen allein die Wahrheit über alles zustünde.

Wer wie Maura sucht, ohne zur Elite zu gehören, der bereite sich selbst nur Schmerzen. So behauptet Henry, Maura und Daniel seien die Schöpfer der Simulation. Das mag zwar sein, aber kontrolliert wird sie von ihm, womit er der Schuldige an allem Leid ist. Um weiterhin die Kontrolle zu behalten, gibt er seiner Tochter abermals die Spitze des Vergessens – eine Art unfreiwillige Form der blauen Pille.

In der Hoffnung, selbst aufzuwachen, nimmt Henry den Schlüssel seiner Tochter an sich und steckt ihn in das Pyramidenartefakt. Allerdings geschieht daraufhin nichts, denn Daniel hat schon zu viel umprogrammiert. Unterdessen bricht die Simulation an Bord der „Kerberos“ zusammen, was sich in Form eines roten Himmels materialisiert.

Mit der Unterbrechung der Simulation verschwindet der Schiffsfriedhof und mit ihm die letzten Überlebenden. Die Umgebung der Klinik bleibt jedoch bestehen, wo Maura und Daniel endlich zueinander finden. Er hat sowohl die Spritze umprogrammiert als auch die Schlösser für die Codes ausgetauscht. Nun öffnet Mauras Ehering das Schloss in der bunten Pyramide.

Bevor Daniel Maura aus der Simulation schickt, warnt er sie noch, dass in Wirklichkeit ihr Bruder alles kontrolliere und ihr Vater genauso wie sie nur ein Gefangener sei. Das ist ja wie bei den Freimaurern. Da denkt man, einer sei der Meister und dann steht doch noch einer über ihm. Und natürlich ist alles wieder einmal viel größer, als man zunächst dachte.

Nun ja, größer vielleicht, aber nicht unbedingt gut durchdacht. Denn wie sich herausstellt, befinden sich alle an Bord eines Raumschiffs. Jedoch nicht in Kälteschlafkapseln, sondern in Alkoven, in denen sie lediglich festgeschnallt sind und einen VR-Helm tragen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn, denn wenn sie schon eine Ewigkeit in der Simulation festsitzen, müssten sie zumindest intravenös ernährt werden. Ohne Kälteschlaf läuft der Körper weiter auf Hochtouren und wäre nach spätestens drei Tagen völlig dehydriert.

Weiterhin gibt das ganze Szenario an sich Rätsel auf. Wenn sich die Crew des Raumschiffs im Jahr 2099 auf einer Überlebensmission befindet, warum sind sie dann in keiner passenderen Simulation, die ihrer gewohnten Umgebung entspricht? Denkbar wäre auch, dass sich jeder Passagier eine eigene Phantasiewelt aussuchen könnte. Stattdessen gehen alle gemeinsam durch die Hölle.

Noch wichtiger sind jedoch die Fragen: Wie konnte Mauras Bruder die Kontrolle übernehmen und warum zerfickt er den Verstand der restlichen Besatzung? Aus Experimentierfreude? Langeweile? Sadismus? Diese Auflösung macht einfach überhaupt keinen Sinn! Besser wäre es gewesen, wenn alle Patienten einer futuristischen Nervenklinik wären.

Stattdessen ist hier der Hyperschlaf einer Raumschiffbesatzung außer Kontrolle geraten. Das Schiff heißt dann auch noch tatsächlich „Prometheus“, obwohl dieser Name doch eigentlich schon im gleichnamigen Film von Ridley Scott vergeben ist. Im Übrigen spielt darin auch das Black Goo eine Rolle und der Androide David klinkt sich wie Mauras Bruder in die Träume der Besatzung ein. Das ist schon ein wenig zu viel abgeschrieben.

Fazit: „1899“ bietet nicht wirklich was Neues. Das Grundkonzept kennt man bereits aus „Matrix“, nur beginnt alles in einem anderen Zeitalter, in dem es noch keine Computer gibt. Die Flut an Pyramiden und anderen Freimaurersymbolen ist ebenfalls lästig. Was wollen uns die Macher der Serie damit sagen? Dass Geheimbünde die Realität kontrollieren? Oder, dass sie mit solchen Serien unseren Verstand vernebeln wollen, bis wir nicht mehr wissen, was Realität ist und was nicht?

Die Auflösung ergibt bei alledem nicht einmal ansatzweise einen Sinn und strotzt nur so vor Logiklöchern. Das ganze Verwirrspiel wird dadurch zu einer Aneinanderreihung von bizarren Effekten reduziert, die zwar kurzfristig unterhalten können, einen aber schlussendlich mit einem Stirnrunzeln zurücklassen. Bei „Dark“ haben wenigstens noch die ersten zwei Staffeln Spaß gemacht. Diese Serie braucht keine weitere.

I Zombie – Hirnlos in Seattle

von Joe Doe

Das Kernkonzept der Serie “I Zombie” ist eigentlich so einfach wie genial: Olivia Moore (Rose McIver) wird auf einer Party von einem Zombie gekratzt und verspürt fortan einen Heißhunger auf menschliches Hirn. Wie gut, dass sie in der Gerichtsmedizin arbeitet, wo sie reichlich Nachschub hat. Als Nebenwirkung bekommt sie jedoch Erinnerungsblitze der Toten, was ihr dabei hilft, die Mordfälle des Polizisten Clive Babineaux (Malcom Goodwin) zu lösen.

Der Einzige, der zunächst von ihrem Zombiedasein weiß, ist ihr Kollege Dr. Ravi Chakrabarti (Rahul Kohli), der an einem Heilmittel für die Zombieseuche arbeitet. Erst am Ende der zweiten Staffel offenbart Liv die Wahrheit auch Officer Babineaux. Zwischenzeitlich erfährt außerdem ihr Ex-Freund Major Lilywhite (Robert Buckley) davon, der gleich zweimal selbst zum Zombie wird. Soweit erst mal der Grundplot, der für eine Krimiserie durchaus funktioniert.

Nun würden wir keinen Artikel über diese Serie schreiben, wenn das schon alles wäre. Bereits in der ersten Staffel gibt es eine durchgehende Nebenhandlung um den Drogendealer Blaine DeBeers (David Anders), der Liv mit dem Zombievirus infiziert hat. Da er selbst ein Zombie und damit keineswegs allein ist, wechselt er die Branche und wird zum Hirndealer. Nachdem Olivia ablehnt hat, ihn mit Hirnen aus der Pathologie zu versorgen, macht er ein eigenes Geschäft namens Meat Cute auf, für welches er obdachlose Jugendliche ermordet und enthirnt.

Während die Kriminalfälle von Officer Babineaux spannend und zuweilen sogar unterhaltsam sind, erinnern die Szenen im Meat Cute eher an das „Texas Chainsaw Massacre“ oder den „Midnight Meat Train“. Der kannibalistische Horror ist nichts für schwache Nerven.

Liv könnte dem ein Ende setzen, da sie zusammen mit ihrem neuen Zombielover dem Hirndealer Blaine eine Falle stellt. Doch sie bringt es nicht fertig, den Abzug ihres Scharfschützengewehrs zu drücken und am Ende erschießt Blaine ihren Geliebten. So viel Dummheit ist fast schon schwerer auszuhalten als die grauenhaften Szenen in Blaines Schachthaus.

Zum Ende der Staffel räumt der Streetworker Major Lilywhite, der sich um die verschwunden Straßenkids gekümmert hat, im Meat Cute auf. Dabei findet auch ein korrupter Polizist den Tod, der die illegalen Geschäfte gedeckt hat, da er selbst ein Zombie war. Damit zeichnet sich bereits die erste Zombieverschwörung ab, doch es kommt noch besser.

In der zweiten Staffel entwickelt sich Blaine zum halbwegs ehrlichen Geschäftsmann und eröffnet ein Bestattungsinstitut. Er vertickt nur noch Hirne von Toten, dealt nebenher aber auch wieder mit der illegalen Droge Utopium und legt sich so mit dem Mafiapaten von Seattle an. Die beiden Konkurrenten sind jedoch nicht die Hauptbösewichte der zweiten Staffel. Das ist der Chef des Konzerns Max Rager, der einen Energiedrink auf den Markt bringt, welcher sowohl Menschen als auch Zombies in Killermaschinen verwandelt.

Was das Ganze soll, erschließt sich nicht wirklich. Jedenfalls zwingt der Konzernchef Major Lilywhite dazu, mutmaßliche Zombies als solche zu identifizieren und sie dann zu ermorden. Anfangs bringt Lilywhite tatsächlich einige Ziele auf der Liste um, später geht er jedoch dazu über, sie einzufrieren, bis Dr. Chakrabarti ein Heilmittel entwickelt hat.

Zum Ende der zweiten Staffel gibt es ein Massaker auf einer Party bei Max Rager, da die Zombies durch das neue Getränk Super Max ihre Menschlichkeit verlieren und wild um sich beißen. Der Konzern wird durch den Konkurrenten Fillmore Graves übernommen, welcher eine „Neue Weltordnung“ ausruft. Der Name Fill More Graves („Füllt mehr Gräber“) ist  dabei Programm. Ab hier wird es nun wirklich interessant.

Bei Fillmore Graves arbeiten ausschließlich Zombies, welche fortan in Seattle die Macht übernehmen. Ihnen kommt dabei zugute, dass der neugewählte Bürgermeister ebenfalls ein Zombie ist. Außerdem betreibt der Konzern ein eigenes Paramilitär, welches die Stadt militärisch abriegelt und hart gegen jeden Widerstand vorgeht.

Zunächst wird alles noch damit begründet, dass die Zombies eine gefährdete Spezies sind und tatsächlich verüben einige Rassisten nach dem Bekanntwerden der Zombieseuche Mordanschläge auf unschuldige Familien. Nach und nach installiert der Firmenchef Chase Graves (Jason Dohring) jedoch eine Militärdiktatur. Da hier permanent von einer „Neuen Weltordnung“ gefaselt wird, stellt sich die Frage, wofür die Zombies sinnbildlich stehen? Eine kannibalistische Machtelite vielleicht?

In der dritten Staffel verschwören sie sich jedenfalls gegen den Rest der Menschheit. Sie inszenieren einen Grippeausbruch und verseuchen die Impfung mit Zombieblut, denn wenn die Menschen sich alle in Zombies verwandeln, macht es für sie keinen Sinn mehr, sich gegen die Herrschaft der Zombies zu wehren. Zumindest lautet so der Plan.

Worauf auch immer hier angespielt wird, der hergestellte Zusammenhang mit einer Grippeimpfung ist von den Drehbuchautoren unverantwortlich. Bei solchen Serien ist es kein Wunder, dass während der Corona-Pandemie viele Menschen kein Vertrauen in die Impfung hatten. Es entsteht der Eindruck, die Autoren des Staffelfinales seien radikale Impfgegner.

Selbstverständlich war in den Corona-Impfstoffen kein Zombievirus. Andernfalls hätten wir längst eine weltweite Zombieapokalypse. Was die Serie uns mit diesem Plot sagen will, bleibt allerdings offen. Zumal das Regime von Fillmore Graves kurz nach dem Zombieseuchenausbruch das Infizieren weiterer Menschen unter Todesstrafe stellt. Womit nämlich dummerweise niemand gerechnet hat, ist die simple Erkenntnis, dass die Zombies irgendwie mit frischen Menschenhirnen versorgt werden müssen. Und je mehr Zombies es gibt, desto größer die Nachfrage und umso geringer das Angebot.

Zu Beginn der vierten Staffel ist die Militärdiktatur von Chase Graves vollendet. Interessanterweise geht diese nicht vom Staat aus, sondern von einem Privatkonzern. Die Putschgefahr durch private Söldnerfirmen ist dabei durchaus realistisch. Sie findet sich auch in Filmen wie „Angel Has Fallen“, in dem eine Söldnerfirma einen Anschlag auf den US-Präsidenten verübt, diesen dann Russland in die Schuhe schiebt, um an dem dadurch ausgelösten Krieg Milliarden zu verdienen.

Wie „Angel Has Fallen“ unterhält auch der Konzern in „I Zombie“ enge Kontakte in die Politik, die Fillmore Graves dementsprechend freie Hand lässt. Das nutzt der Konzern, um Guillotinen für öffentliche Hinrichtungen aufzustellen und standrechtliche Erschießungen durchzuführen. Alles zum vermeintlichen Schutz der Zombies und für ein friedliches Zusammenleben.

Als eine Zeitung kritisch darüber berichtet und eine exekutierte Wohltäterin zur Märtyrerin erklärt, lässt Chase Graves die Redaktion „zum Wohle der Öffentlichkeit“ schließen. Sein Handlanger Lilywhite erklärt dem Chefredakteur: „Die alten Regeln der Pressefreiheit gelten nicht mehr.“ Es herrschen damit autokratische Zustände wie in Russland oder der Türkei, wobei die Serie zeigt, dass so etwas auch schnell mal in westlichen Demokratien passieren kann.

Dieser Schritt geht jedoch sogar dem Zombiebürgermeister von Seattle zu weit, weshalb er Graves zur Rede stellt. Als er diesen einen „Autokraten“ nennt, bestätigt dieser das ganz dreist und versucht, dies als etwas Positives darzustellen. Die Presse beschuldigt Graves der Verbreitung von „Fake News“, während seine rechte Hand Lilywhite selbst Fake News über die Schießerei in der Redaktion verbreitet. Die Journalisten hätten die Söldner von Fillmore Graves angegriffen, so als ob unbewaffnete Zivilisten eine Gefahr für schwer gepanzerte Sicherheitskräfte mit automatischen Waffen wären.

Letztendlich fällt Chase Graves einer seiner eigenen Guillotinen zum Opfer und Major Lilywhite tritt seine Nachfolge an. Das Terrorregime ist damit beendet. Parallel fällt ein weiterer wahnsinniger Zombie seinem eigenen Ego zum Opfer. Blaines Vater Agnus (Robert Knepper) hat sich nämlich zwischenzeitlich zum religiösen Fanatiker entwickelt.

Der skrupellose Unternehmer führt zu Beginn einen Kleinkrieg gegen seinen Sohn. Die beiden übernehmen jeweils die Geschäfte des anderen und versuchen, sich gegenseitig umzubringen. Blaine gelingt es schließlich, seinen Vater zu überwältigen und mit Betonschuhen in einem Brunnen zu versenken. Hätte er ihm lieber mal einen Kopfschuss verpasst. Agnus wird nämlich kurze Zeit später von seinem Gehilfen befreit, dem er aus lauter Dankbarkeit den Schädel einschlägt.

Sein nächstes Opfer ist ein Priester, der den Zombies die Liebe Gottes näher bringen will. Agnus verteilt dessen Hirn an seine Gemeinde, was schon eine ziemlich abartige Anspielung an die Verspeisung des Leibes Christi darstellt. Anschließend schlüpft Agnus selbst in die Rolle des Priesters, ohne je getauft worden zu sein oder Theologie studiert zu haben. Das braucht er andererseits auch nicht, um zu predigen, dass die Zombies sich einfach Hirne nehmen sollen, weil dies ihr gottgegebenes Recht sei. Sein Symbol ist nicht das Kreuz, sondern ein Hammer, mit welchem er die menschlichen Schädel einzuschlagen gedenkt. Im Gegensatz zum Kreuz also ein proaktives Mordwerkzeug.

Der Zombiepriester erschafft einen regelrechten Kannibalismuskult und rechtfertigt diesen mit den Worten, dass Gott eine „Neue Weltordnung“ verlange. Diese ist zwar unabhängig von der NWO des paramilitärischen Graves-Konzerns, den Agnus sogar als zu menschenfreundlich ablehnt, aber keine Neue Weltordnung ohne einen falschen Propheten, der die christlichen Werte pervertiert.

Seine Anhänger verinnerlichen seine Predigten sehr schnell und verbreiten die frohe Kunde einer „Neuen Weltordnung“, in welcher sterbliche Menschen nur noch Zombienahrung sind. Ein derartiges Weltbild könnte glatt aus der Kirche von Raptor Jesus stammen. Zum Glück werden er und seine Anhänger beim Versuch, die Zombieseuche über Seattle hinaus zu tragen und somit eine Apokalypse auszulösen, vom US-Militär erschossen.

Kaum sind Agnus und seine Anhänger auf der einen sowie Chase Graves auf der anderen Seite ausgeschaltet, will schon der nächste eine „neue Weltordnung“ errichten. Diesmal ist es Olivias lange verschollener Vater, der sich als Schöpfer der Droge Utopium herausstellt. Zusammen mit einigen radikalen Zombies, die verdeckt bei Fillmore Graves arbeiten, will auch er die Seuche über Seattles Grenzen hinweg verbreiten.

Tatsächlich gelingt es, einige Regierungspolitiker aus Washington zu infizieren und eine Handvoll Zombies nach Las Vegas zu schleusen, wo sie Teilnehmer einer Konferenz anstecken sollen. Mit dem Tod von Livs Vater endet dieser Handlungsstrang jedoch ohne Auflösung. Die radikalen Zombies bei Fillmore Graves zetteln stattdessen einen Krieg gegen radikale Zombiegegner an und es kommt zu einem Gemetzel, während es Ravi Chakrabarti gelingt, ein Heilmittel zu entwickeln. Damit endet die Serie endlich.

Bei der inhaltlichen Ausrichtung grenzt es fast schon an ein Wunder, dass die Serie in Sachen okkulter Symbolik fast schon uninteressant ist. Die wenigen Schachbrettmuster wirken eher zufällig. Diese tauchen nur auf Kunstwerken oder als Schachbrettboden bei Außendrehs auf. Da Sets wie eine Tankstelle angemietet und nicht extra aufgebaut worden sind, dürfte hier keine tiefere Absicht zugrunde liegen.

Einer von Blaines Minions trägt ein Schlangentattoo am Arm, das könnte allerdings auch auf den Darsteller zurückgehen und muss hier keine tiefere Bedeutung haben. Gleiches gilt für weitere Tattoos, darunter eine 23 auf Livs Affäre Drake (Greg Finley). Diese Symbole haben mit der Serie eher wenig zu tun.

Definitiv Absicht ist dagegen eine Anspielung auf „Eyes Wide Shut“ in der vierten Staffel, denn in der betreffenden Episode aus ist auch kurz der Soundtrack von Stanley Kubricks Film zu hören. Blaine trägt dabei eine typische Maske, als er dem Bürgermeister eine Falle stellt und ihn vor laufender Kamera hinrichtet. Was rituell wirkt, dient allerdings nur der Vermarktung eines Heilmittels, dessen Wirkung Blaine im Dark Web demonstrieren will.

Als Logo für Blaines Bar kommt u.a. ein Totenkopf in die engere Auswahl.

In der fünften Staffel wird dann noch mal richtig aufgedreht. So macht Blaines Lakai eine 666-Geste, woraufhin er selbst mit dem Baphomet antwortet.

Auch Chakrabarti scheint ein Metalhead zu sein. Oder steckt vielleicht mehr dahinter?

In der ersten Staffel steckte der Teufel noch im Detail. Mehr oder weniger…

Zum Finale hin häufen sich die Offensichtlichkeiten jedoch. Darunter Eulen als Raumdeko und Pullover mit Eulenmotiven.

Liv selbst trägt indes gerne Doppelblitze.

In der letzten Episode gibt es noch einmal das Prinzip „Wie im Himmel, so auf Erden“ in Blau mit rotem Pentagramm.

Fazit: Wäre nicht die eskalierende Handlung um eine Neue Zombieweltordnung, hätte aus „I Zombie“ eine halbwegs unterhaltsame Krimiserie werden können. Stattdessen ist sie eher etwas zum Hirnabschalten. „Hirnlos in Seattle“ ist übrigens tatsächlich der Titel einer Episode. So viel dazu.

Videoanalyse: Kirlian Camera huldigen Präsident S8tan

von Joe Doe

Kirlian Camera sind eine 1980 gegründete Dark-Wave-Band aus Italien, die sich nach einer Fototechnik benannt hat, welche elektrische Felder lebender Wesen aufnimmt (Aura-Fotografie). Abgesehen von dieser esoterischen Anspielung verhielt sich die Band zunächst jedoch unauffällig in Bezug auf Okkultismus. Vorwürfe des vermeintlichen Rechtsextremismus entgegneten Kirlian Camera indes mit der Vertonung von Werken kommunistischer und jüdischer Schriftsteller.

Musikalisch waren vor allem die frühen Werke durchaus tanzbar und verschafften der Band innerhalb der Gothic-Szene Kultstatus. Die Besetzung wechselte über die Jahrzehnte immer wieder und in den 2010er Jahren begann sich schließlich auch der Musikstil zu verändern. Die harmonischen Melodien wichen zunehmend dissonanten Klängen. Die heutigen Kirlian Camera haben eigentlich nicht mehr viel mit der ursprünglichen Band gemein, was sich zusätzlich in einer Hinwendung zum Okkultismus niederschlägt.

Am deutlichsten manifestiert sich diese in der Single „The 8th President“ aus dem Jahr 2021. Hier ist nicht der President irgendeines Landes gemeint. Hört man genau auf den Text, heißt es darin „President Seightan“. Zu sehen ist dieser im offiziellen Video in Form einer Schlange.

Es taucht noch eine weitere Schlange auf, die ein Säugetier verspeist.

Sowie Krokodile als weitere Vertreter der Reptilien-Gattung.

Die Sängerin sowie ein bärtiger Typ mit schwarzer Kapuze hantieren mit einem Spazierstock, dessen Knauf einen Drachenkopf darstellt. Spätestens hier sollte klar sein, worauf das Ganze hinausläuft.

Zumal die Sängerin, die zu den schaurig-düsteren Klängen tanzt, nur an der linken Hand einen schwarzen Handschuh trägt. Welchem Pfad sie wohl folgen mag?

Wer die Verbindung immer noch nicht herstellen kann, dem sollte das Pentagramm an der Wand auf die Sprünge helfen.

Der Clip spielt auf einem im wahrsten Sinne des Wortes gottverlassenen Gelände, welches nicht nur Ghost Hunter magisch anzuziehen scheint. Bedenklich sind dabei vor allem die Spielsachen, deren Besitzer nicht zu sehen sind. Darunter Kinderfahrräder und eine Puppe.

Auf einer Bank liegt ein herrenloser Teddy, der Platz daneben ist leer.

Auch auf dem Karussell, welches mehrmals eingeblendet wird, sind keine Kinder zu sehen. Was könnte wohl mit den Kleinen passiert sein?

Vielleicht gibt ein Foto Aufschluss, welches eine grausame Verstümmelung eines Menschen zeigt.

Um wirklich jeden Zweifel auszuräumen, worum es hier gehen könnte, zeigt die letzte Szene, wie literweise Blut (hier wohl nur in rotes Licht getauchtes Wasser) vom Boden gewischt wird. Dazu sind eine weinende Frau und Todesschreie zu hören. Soll jeder selbst seine Schlüsse daraus ziehen.