von Joe Doe
Mit „Edge of Tomorrow“ kommt wieder einmal ein Invasionsstreifen mit Tom Cruise in die Kinos. Der $cientologe hatte bereits die Hauptrolle in „Krieg der Welten“ und „Oblivion“, wobei insbesondere Letzterer ein Feuerwerk freimaurerischer Symbolik war. Ganz ohne solche Andeutungen kommt „Edge of Tomorrow“ ebenfalls nicht aus, dennoch besticht der Film durch eine spannende Erzählweise.
Allerdings entwickelt sich die Spannung erst im Laufe des Films. Zunächst bekommt man erst einmal eine Nachrichtenrückblende serviert, in der erläutert wird, wie Europa von außerirdischen Wesen, im Film „Mimics“ genannt, eingenommen wurde. Im Anschluss stellt sich Major William Cage (Tom Cruise) bei seinem Vorgesetzten General Brigham (Brendan Gleeson) vor. Er gibt sich als Nachrichtenoffizier aus, der keinerlei Ambitionen zum Kämpfen hat. Sein Charakter ist wenig sympathisch und obendrein feige, sodass es kaum Mitleid erregt, als er an die Front abkommandiert wird.
In Handschellen wird Cage ins nächste Militärlager abgeführt, wo er sich nicht gerade beliebt macht und lediglich einen unzureichenden Crashkurs statt einer Ausbildung erhält. Schon am nächsten Tag geht es an die Front, wobei stark auf die Landung in der Normandie während des 2. Weltkriegs angespielt wird. Mit ähnlich fatalem Ergebnis, versteht sich.
William Cage wird kurzerhand ins Kampfgeschehen abgeworfen, nachdem sein Flugtransporter abgeschossen wurde. Mit seinem Kampfanzug kann er mangels Erfahrung überhaupt nicht umgehen, was bei seinen Kameraden einigen Spott hervorruft. Kurz nach der Landung wird Cage von einem blauen Alpha-Alien attackiert und bekommt im Zweikampf dessen Blut ins Gesicht gespritzt. Die blaue Substanz ätzt ihm die Gesichtshaut weg und er stirbt einen äußerst hässlichen Tod.
Kurz darauf wacht er jedoch wieder am Tag vor der Invasion Frankreichs in Handschellen auf. Er befindet sich wieder im Militärlager jenseits des Ärmelkanals und alles beginnt von vorn. Sein Vorwissen nutzt ihm allerdings nicht viel und kaum hat er eine Katastrophe verhindert, wird er von der nächsten dahingerafft. Als er schließlich die Veteranin Rita Vrataski (Emily Blunt) rettet, sagt diese ihm, dass er sie nach dem Aufwachen aufsuchen soll. Die beiden sterben erneut, aber immerhin hat William in den nächsten Zeitschleifen eine Verbündete, die als „Engel von Verdun“ bekannt ist. Damit wäre dann auch der 1. Weltkrieg mit einer historischen Anspielung bedient.
Von Rita erfährt er, dass sie ebenfalls mit blauem Alienblut in Kontakt kam und einige Zeitschleifen durchlebte. Als sie ihre Vorgesetzen darauf aufmerksam machen wollte, wurde sie für verrückt erklärt und sogar medizinischen Experimenten unterzogen. Nachdem sie in einer Zeitschleife eine Bluttransfusion bekam, war die Wirkung des Alienblutes schließlich aufgehoben, sodass nur noch William die Fähigkeit besitzt, den letzten Tag zurück zu setzen.
In den folgenden Zeitschleifen wird er von Rita trainiert, sodass er den Kampfanzug beherrscht und die Schritte der Mimics voraussehen kann. All dies nützt jedoch nichts. Die Schlacht in der Normandie ist nicht zu gewinnen und wie Cage bei einer Desertion aus dem Militärlager erfahren muss, wird kurz darauf London von den Mimics überrannt. Die britische Hauptstadt ist inzwischen ein neues Lieblingsziel für Hollywoods Zerstörungsorgien, was auf eine Ankündigung schließen lässt.
Nachdem alle Versuche, den Schlachtverlauf zu ändern, gescheitert sind, wenden sich William und Rita an den Physiker Dr. Carter (Noah Taylor). Dieser erklärt Major Cage, dass die Mimics zentral von einem Omega-Alien gesteuert werden. Die Spezies hat also ein Schwarmbewusstsein und die Alpha-Aliens dienen dazu, sämtliche Schlachtverläufe zu speichern. Mit jedem Tod reisen sie in die Vergangenheit, wo sie ihr Wissen an das Omega-Alien übermitteln. Dieses kann so den Schlachtverlauf vorhersehen und entsprechend reagieren, bis der Planet komplett eingenommen ist.
Für die Menschen bedeutet dies, möglichst keine Alphas umzubringen, da dies dem Gegner einen Wissensvorsprung verschafft. Stattdessen müssen Rita und William das Omega ausfindig machen und töten. Dazu muss William auf eine Vision warten, die er nach einem weiteren Tod tatsächlich erhält. Offenbar hat sich das Omega-Alien in einem Staudamm in den Schweizer Alpen verschanzt und so werden die nächsten Zeitschleifen dafür genutzt, diesen ausfindig zu machen.
Wie immer läuft alles schief und letztendlich muss Cage seine Gefährtin opfern, um ans Ziel zu gelangen. Blöd nur, dass sich das Omega-Alien dort gar nicht aufhält. Die telepathische Vision war eine Falle und so beginnt die Suche von vorn. In einer weiteren Vision erfährt Cage schließlich, dass sich das Mutteralien in Paris aufhält, doch über die Normandie dorthin zu kommen, scheint unmöglich.
Zusammen mit Rita entschließt er sich, General Brigham aufzusuchen und ihn zu überzeugen, ein Kommando nach Paris zu schicken. Diese Szene erlebt William nicht zum ersten Mal, doch durch sein Vorwissen scheint er Brigham endlich überzeugen zu können, dass er durch die Zeit reisen kann. Nach den gescheiterten letzten Versuchen lässt Brigham ihn diesmal gehen, doch draußen warten wieder einmal die Soldaten, um ihn und Rita zu verhaften.
Beim nächsten Versuch fliehen die beiden mit einem Auto, landen nach einem Unfall jedoch im Krankenhaus. Dort bekommt Major Cage eine Bluttransfusion, was bedeutet, dass er beim nächsten Mal sterben nicht zurückkehren kann. Wenn er diesmal stirbt, dann bleibt er tot. Er muss also irgendwie nach Paris kommen, um das Omega-Alien zu töten.
Für diese Mission rekrutiert er seine Kameraden, die ihn natürlich nicht so gut kennen, wie er sie. Da sie auf ihn nicht hören würden, muss Rita sie überzeugen. Das gelingt recht schnell, da sie eine bekannte Veteranin ist, die als Heldin gefeiert wird und überall auf Propaganda-Plakaten zu sehen ist. Dieser „Join the Army“-Mist ist einer der großen Minuspunkte des Films.
Der nächste Minuspunkt erwartet die fahnenflüchtigen Helden im vom Krieg gezeichneten Paris. Bereits der Endgegner in „Oblivion“ war eine umgedrehte Pyramide mit Auge. Das Omega-Alien in „Edge of Tomorrow“ verbirgt sich indes unter der Glaspyramide des Louvre. Offensichtlicher geht es wohl nicht.
Natürlich wird der Transporter kurz nach Ankunft über Paris abgeschossen und einige Kameraden müssen sich opfern, um das Wrack näher an den Louvre zu befördern. Am Ende bleiben nur noch Rita und William übrig, um das Omega zu erledigen. Da dieses jedoch von einem Alpha bewacht wird, muss Rita für ein Ablenkungsmanöver sorgen, sodass William in Ruhe ins Wasser springen und zum Omega abtauchen kann. Dieses tötet er dann in Taliban-Manier mit einem Granatengürtel.
Nun wäre das sicherlich ein akzeptables Ende gewesen – der Held opfert sich, um die Menschheit zu retten. Doch wie in „Oblivion“ kehrt Tom Cruise auch diesmal zurück. In „Oblivion“ geschah dies in Form eines Klons, in „Edge of Tomorrow“ drückt man dagegen einfach den Reset-Knopf. Im Wasser befindet sich nämlich auch das Alpha-Alien, welches Major Cage einmal mehr mit seinem Blut infiziert. Dieser wacht dann einige Tage vor der Landung in der Normandie auf und erfährt in den Nachrichten, dass die Alieninvasion vorbei ist.
So ganz logisch ist das allerdings nicht. Warum verschwindet das Omega in der Vergangenheit, obwohl es in der Zukunft getötet wurde? Müsste es nicht noch vorhanden sein und das Wissen des getöteten Alphas aufsaugen? Es wäre wohl besser gewesen, den Film ein paar Minuten eher enden zu lassen. Nicht unbedingt besser für die gefallenen Soldaten, aber für die Logik des Films.
Der Abspann kann ebenfalls nicht wirklich überzeugen. In diesem bekommt man noch einmal die militärischen Kampfanzüge im Detail präsentiert, was den Eindruck eines Werbespots für einen Rüstungskonzern erweckt. Die Rüstungsindustrie arbeitet nämlich tatsächlich schon seit Jahren an Exoskeletten für Soldaten. Mit diesen sollen sich die Kämpfer der Zukunft schneller bewegen und größere Lasten tragen können. So weit hergeholt ist das zur Schau gestellte Kriegsgerät also keineswegs.
Fazit: Der Anfang und das Ende von „Edge of Tomorrow“ sind zwar etwas holprig, doch insgesamt ist die Handlung sehr spannend erzählt. Die Bilder sind natürlich bombastisch und die Action wird hier und da mit etwas Witz garniert. Abzüge gibt es hingegen vor allem in Sachen Kriegspropaganda und Blue Beam-Konditionierung.
Hinzu kommt, dass die Grundidee aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) geklaut ist. Ein Jahr zuvor gab es allerdings schon die Star Trek TNG Episode „Déjà vu“ (1992), womit das Thema ursprünglich aus der Science Fiction stammt. So verwundert es nicht, dass „Edge of Tomorrow“ trotz abgekupfertem Plot durchaus gut funktioniert und dem Thema einige neue Facetten abgewinnt.
Weiterhin zeigt der Film auch in Sachen Invasionsthema neue Facetten, da er endlich mal in Europa statt in den USA spielt. Und da dachte man schon, die Aliens seien gänzlich auf die Vereinigten Staaten fixiert. Wer Science Fiction mag und die ewigen Invasionsreißer noch nicht leid ist, wird „Edge of Tomorrow“ also durchaus unterhaltsam finden.