Eine Utopie inmitten von Erdogans autokratischem Staat

Zuweilen entsteht der Eindruck, der türkische Despot Erdogan hätte das gesamte Volk, vielleicht mit Ausnahme der Kurden, hinter sich. Zwei Drittel sollen angeblich sogar seinen völkerrechtswidrigen Überfall auf Nordsyrien befürworten. Doch der Schein trügt und der Stern der AKP ist längst am sinken. So gewann die CHP die Bürgermeisterwahl in der bevölkerungsreichsten Stadt Istanbul und in den Kurdengebieten liegt bei allen Kommunalwahlen die HDP vorn.

Wie das aber nun leider so mit rechtspopulistischen Autokraten ist, bleiben sie nur so lange demokratisch, wie sie die absolute Mehrheit hinter sich haben. Sobald sie diese jedoch verlieren, zeigen sie ihr wahres Gesicht. Erdogan geht immer offener gegen seine Opposition vor. Insbesondere Bürgermeister der HDP werden kurzerhand abgesetzt, verhaftet und durch regimetreue AKP-Marionetten ersetzt. Ganz so, als sei Wahlen zu gewinnen eine Straftat, wenn man nicht der AKP angehört.

Ein Bürgermeister lässt sich jedoch nicht einschüchtern. Der Kommunist Maçoglu regiert in seiner Region mit einer Zweidrittelmehrheit aus TKP und HDP. Er hat es geschafft, sein Dorf Ovacik in Anatolien in ein kommunistisches Utopia zu verwandeln. Die Wirtschaft wurde durch die Vergesellschaftung von brachliegenden Feldern neu belebt und alle Einwohner können basisdemokratisch mitentscheiden. Die Haushaltsbücher, die von Maçoglus korrupten Vorgängern und Amtskollegen aus gutem Grund unter Verschluss gehalten wurden, sind inzwischen öffentlich für jedermann einsehbar.

So sieht wahrer Kommunismus aus: Basisdemokratisch, transparent und gemeinwohlorientiert. Die autokratischen Regimes des ehemaligen stalinistischen Ostblocks hat sich Maçoglu bewusst nicht zum Vorbild genommen, denn immerhin leistet er Widerstand gegen das autokratische Regime von Erdogan. Er schafft damit ein Utopia inmitten einer faschistoiden Dystopie. Dieser Mut verdient Anerkennung.

Reden von Bernd Riexinger und Sahra Wagenknecht

Am 25./26. Mai fand in Magdeburg der Bundesparteitag der LINKEN statt. Die Reden des wiedergewählten Bundesvorsitzenden Bernd Riexinger sowie der Bundestagsfraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht wollen wir Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten. Sie enthalten viel Wahres und vor allem Wichtiges über die soziale Lage im Land und wie diese von Rechtspopulisten ausgenutzt wird, um das Volk zu spalten, statt es gegen die herrschende Elite zu vereinen.

Um dieser Entwicklung zu begegnen fordert Bernd Riexinger eine sanktionsfreie Mindestsicherung von 1050 € und einen Mindestlohn, der vor Altersarmut schützt. Übrigens will die Bundesregierung den Mindestlohn um lächerliche 33 Cent anheben. Warum ausgerechnet 33 Cent, können sich die erfahrenen Leser unseres Blogs inzwischen wohl denken.

Wie die meisten bereits aus den Nachrichten erfahren haben dürften, wurde Sahra Wagenknecht während der Rede von Bernd Riexinger eine Torte ins Gesicht geknallt. Dies war nicht etwa Racheakt von Rechtspopulisten für die Tortenattacke auf die stellvertretende AfD-Vorsitzende Beartix von Storch. Im Gegenteil, es war das Werk von pseudolinken Spacken, die Sahra Wagenknecht aufgrund einer unglücklichen Formulierung Rassismus und Fremdenfeindlichkeit unterstellen wollten.

Der Vorwurf war selbstverständlich absurd und über Sahras verbale Entgleisung vor einigen Monaten hätte man ja mit ihr diskutieren können. Diese Aktion zeigt leider mal wieder, dass es auch in der Linkspartei Idioten gibt, die ihre eigene Partei genauso spalten, wie die AfD die Bevölkerung spaltet. Wenn die Verantwortlichen schon gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit protestieren wollten, hätten sie sich die Torte für Björn Höcke aufheben sollen.

Frieden für Syrien?

Frieden für Syrien wäre tatsächlich möglich, wenn sich alle an einen Tisch setzen und auf eine gemeinsame, sinnvolle Strategie gegen den IS einigen würden. Bis vor kurzem schien eine solche Einigung durchaus möglich und das sogar mit der Assad-Regierung. Diese will trotz Krieg demokratische Wahlen abhalten, was einerseits ein großes Zugeständnis ist und andererseits die einzige Möglichkeit, Syrien als säkularen Staat zu erhalten. Leider gibt es Mächte, die das nicht wollen und durch das chaotische Bombardieren mehrerer Kriegsparteien könnte dieser Prozess schnell zunichte gemacht werden.

Islamistische Barbaren und eine kommunistische Heldin

von Anton Nymous

Als zu Beginn des syrischen Bürgerkrieges die Assad-Gegner noch offiziell vom Westen unterstützt wurden, warnten wir bereits davor, dass sich die Freie Syrische Armee hauptsächlich aus islamistischen Terrorkämpfern der Al Kaida und Al Nusra rekrutiert. Wir warnten ebenso, dass die Bemühungen, Assad zu stürzen, ein Machtvakuum schaffen würden, welches schnell von Islamisten ausgefüllt werden würde. Es ist kaum zu leugnen, dass sich unsere Zukunftsprognosen in jeder Hinsicht erfüllt haben.

Jetzt existiert ein islamistischer Staat, der sich über den Norden von Syrien und dem Irak ausbreitet. Dieses Terrorregime hat bereits vor der erstmaligen Erwähnung des IS (zuvor noch ISIS) tausende Zivilisten gemeuchelt und mordet fröhlich weiter. Hinzu kommen Millionen Flüchtlinge, zu denen nicht nur Juden und Christen gehören, sondern auch Muslime, die nicht der sunnitischen Strömung angehören.

Die Grausamkeit des IS übertrifft dabei fast alles, was die Menschheitsgeschichte bisher zu bieten hatte. Am ehesten sind die Islamisten noch mit den Nazis oder den Roten Khmer vergleichbar, die ebenfalls Millionen Menschen auf dem Gewissen hatten und ebenso wenig vor Frauen und Kindern halt machten. Was der IS anrichtet, ist mitnichten der Wille Allahs, sondern das Werk Schaitans. Insbesondere das Schlachten von kleinen Kindern hat eindeutige Bezüge zum Satanismus.

Inzwischen beschränken sich die diabolischen Todesschwadronen jedoch nicht nur auf das Erschießen und Köpfen von unschuldigen Zivilisten, sondern zerstören auch wertvolles Weltkulturerbe in Syrien und dem Irak. Im Vergleich zu den genommenen Menschenleben mag das vielleicht weniger schlimm erscheinen, doch bei genauerer Betrachtung ist es ebenso ein Verbrechen gegen die Menschheit. Die Zerstörungsorgien des IS berauben die Iraker und Syrer ihrer kulturellen Wurzeln und vernichten unwiederbringlich die Arbeit hunderter Generationen.

Genau das ist natürlich das Ziel des IS. Die Geschichte soll im Sinne des radikalen Islamismus neu geschrieben werden. Doch die Zerstörung von Weltkulturerbe macht die Vergangenheit nicht unwahr. Die Islamisten bauen ihr Regime auf Lügen auf und Lügen sind im Islam, genauso wie im Judentum und Christentum, ein Bruch mit Gottes Geboten. Es stellt sich also die Frage, warum so viele, vor allem junge Moslems, sich dem IS anschließen, obwohl es offensichtlich ist, dass ihr Handeln diabolisch ist und auf Lügen basiert?

Auch aus Deutschland zieht es zunehmend junge Islamisten nach Syrien und in den Irak. Allerdings werden sie dort als Kanonenfutter verheizt. 75 Kämpfer aus Deutschland sind bereits umgekommen, was auch etwas Positives hat, denn von ihnen geht nun keine Gefahr mehr aus. Es wäre sogar durchaus von Reiz, islamistische Hassprediger wie Pierre Vogel an die Front zu schicken, um die Welt von ihnen zu erlösen.

Weitaus tragischer ist dagegen der Tod der ersten Deutschen Anfang März in Syrien. Die 19-jährige Ivana Hoffmann gehörte nicht etwa zu den Frauen, die auf die leeren Versprechen des IS hereinfallen und sich zwangsverheiraten lassen, sondern kämpfte seit sechs Monaten auf Seiten der Kurden gegen den IS. Sie war Anhängerin der kommunistischen Partei der Türkei (MLKP) und hatte sich geschworen, bis zur letzten Kugel gegen die kulturlosen Barbaren des IS zu kämpfen.

Im Gegensatz zu den Islamisten, die aus Hass und Fanatismus handeln, kämpfte Ivana mit großem Mut und aus tiefer Überzeugung für die Freiheit der Kurden. In ihrem Abschiedsbrief schrieb sie: „Ich werde eine Guerilla voller Nächstenliebe und Hoffnung sein.“ Der islamistische Angriff, dem sie zum Opfer fiel, konnte abgewehrt werden. Es bleibt daher zu hoffen, dass ihr Opfer nicht vergebens war und der IS komplett ausradiert wird. In diesem Sinne werden wir ihr Andenken in Ehren halten.

Ivana

(Achtung: Aus rechtlichen Gründen müssen wir darauf hinweisen, dass wir niemandem raten, es Ivana gleich zu tun. Wer nach Syrien oder in den Irak reist, begibt sich in größte Lebensgefahr!)

Venezuelas Weg zu wahrer Demokratie

von Anton Nymous

In Venezuela setzt der amtierende Präsident Nicolás Maduro den Demokratisierungsprozess fort, den sein verstorbener Vorgänger Hugo Chávez begonnen hatte. Dabei wird die Macht möglichst weit dezentralisiert, um alle Menschen in den Prozess der politischen Willensbildung einzubeziehen. Das Ziel ist ein kommunaler Staat, welcher in der Geschichte des Sozialismus bisher einzigartig ist.

Auf lokaler Ebene können sich die Bürger selbst verwalten und Nachbarschaftsvertreter in kommunale Räte wählen. Diese kommunalen Räte sollen in Zukunft wiederum Vertreter in die präsidialen Räte des jeweiligen Bundesstaates entsenden. Aktuell existieren in Venezuela 778 registrierte Kommunen und über 40.000 kommunale Räte.

Zum Vergleich: in Deutschland haben wir eine bürgerliche Demokratie, in der die Wahlberechtigten alle paar Jahre ihre Stimme an Profipolitiker abgeben. Diese sind weder dem Volk noch ihren Wählern gegenüber rechenschaftspflichtig, müssen sich weder an ihre Wahlversprechen, noch an die Mehrheitsmeinung halten, können nicht abgewählt werden, dürfen aber im Gegenzug Spenden von Banken und Konzernen annehmen. Besonders im Zusammenhang mit letzterem wird oft auch von einer „Lobbykratie“ gesprochen – ein recht blumiges Wort für Banken- und Konzernfaschismus.

Kurzum: Wir Menschen können in Deutschland nicht wirklich mitentscheiden. Doch die deutschen Massenmedien verkaufen uns Länder wie Venezuela als Diktaturen. Eine unverschämte Desinformationskampagne, deren Ziel es ist, uns davon abzuhalten, über mehr direkte Demokratie nachzudenken. Denn eigentlich sind wir es, die in einer Diktatur leben.

Quelle

Nelson Mandela – Der lange Weg zur Freiheit

von Joe Doe

Noch vor Nelson Mandelas Tod am 5. Dezember 2013 feierte am 7. September desselben Jahres die Verfilmung seiner Autobiografie Weltpremiere. Über kaum einen Politiker gibt es so viele Filme wie über den südafrikanischen Ex-Präsidenten. Darunter „Mandela“ (1996), „Endgame – Die Mandela-Verschwörung“ (2009) und „Invictus – Unbezwungen“ (2009). „Nelson Mandela – der lange Weg zur Freiheit“ ist jedoch mit Abstand die beste Verfilmung seines Lebens.

Der Film beginnt mit einem indigenen Ritual, mit welchem der am 18. Juli 1918 geborene Mandela in die Welt der Erwachsenen aufgenommen wurde. Sein Geburtsname lautete Rolihlahla, was mit „Unruhestifter“ übersetzt werden kann. Sein Vater ahnte wohl kaum, als wie treffend sich dieser Name später noch herausstellen sollte. Den britischen Namen Nelson erhielt Mandela hingegen erst mit seiner Schuleinführung.

Die Zugehörigkeit zum Königshaus der Thembu vom Volk der Xhosa bedeutete für Rolihlahla kaum Privilegien, da sein Vater Gadla Henry Mandela von der weißen Provinzregierung seines Amtes und Vermögens beraubt wurde. Dennoch begann er ein Jurastudium, welches er aufgrund seiner politischen Aktivität und späteren Haft erst 1989 erfolgreich abschließen konnte. Mit seiner Anwaltstätigkeit fährt auch der Film fort.

Ein wichtiges Kapitel ist dabei Mandelas Beitritt in den ANC (African National Congress), welcher 1912 von Vertretern der afrikanischen Mittelschicht gegründet wurde. Im selben Jahr seines Beitritts gründete Nelson Mandela (gespielt von Idris Elba) zusammen mit Walter Sisulu und Oliver Tambo die ANC-Jugendliga, da der ANC politisch nicht sehr wirkungsvoll war und zudem Misstrauen gegenüber dessen Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Südafrikas herrschte. Erst nach der Einführung der Apartheid 1948 öffnete sich Mandela in den 1950ern dem Marxismus, da dieser nicht zwischen Hautfarben unterschied.

1951 wurde Nelson Mandela zum Präsidenten der ANC Youth League gewählt und startete 1952 eine Missachtungskampagne gegen die ungerechte und rassistische Gesetzgebung, welche auf den gewaltlosen Widerstand nach dem Vorbild Ghandis setzte. Am 30. Juli desselben Jahres wurde er unter dem „Gesetz zur Unterdrückung des Kommunismus“ erstmals verhaftet und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Während die Kampagne im Film näher thematisiert wird, spielt Mandelas erste Verhaftung kaum eine Rolle, was aufgrund der Länge seines Lebens allerdings nicht weiter verwundert.

Dafür wird Nelsons Privatleben näher beleuchtet. Die Ehe mit seiner ersten streng christlichen Frau Evelyn Ntoko Mase verlief nicht sehr glücklich. Er betrog sie mit mehreren Geliebten, woraufhin Evelyn sich 1958 von ihm trennte und seine ersten zwei Söhne und zwei Töchter mitnahm. Noch im selben Jahr heiratete er Winnie Madikizela (Naomi Harris), eine Sozialarbeiterin, die seinen politischen Kurs stark unterstützte. Die Ehe mit Winnie war anfangs sehr glücklich und ihr blieb Mandela am längsten treu.

Politisch wurde Mandela 1961 vom Apartheidsregime ebenfalls zu einem Kurswechsel gezwungen. Zunächst hatte er sich auf Demonstrationen, Streiks, Boykotte und zivilen Ungehorsam beschränkt. Dieser friedliche Widerstand scheiterte jedoch und wurde von Seiten des Staates mit nackter Gewalt beantwortet. Das wird häufig von libertären sowie rechtsgerichteten Geschichtsrevisionisten vergessen, wenn diese Nelson Mandela zum Terroristen abzustempeln versuchen.

Tatsächlich stieg Mandela zum Anführer des bewaffneten Arms der ANC auf und ordnete einige Sabotageakte an, was der Film keineswegs verschweigt oder beschönigt. Ebenso zeigt die Biografie, dass von anderen ANC-Mitgliedern Anschläge auf Weiße verübt wurden. Dennoch handelte es sich um einen verzweifelten Befreiungskampf gegen ein rassistisches Terrorregime. Ebenso muss berücksichtigt werden, dass im Falle Südafrikas die Europäer die Afrikaner auf ihrem eigenen Kontinent unterdrückt haben.

Mandelas Leben im Untergrund wird im Film aus Zeitgründen nur kurz angerissen. Neben seinem Aufenthalt im Haus des Kommunisten Arthur Goldreich wird auf die Besuche in Ländern wie Großbritannien, Tansania, Ägypten, Tunesien und Marokko verzichtet. Das alles ist durchaus nachvollziehbar, da er Film bereits eine Überlänge von 140 Minuten hat. Die Rolle der CIA bei seiner Verhaftung am August 1962 wäre allerdings schon eine Erwähnung wert gewesen. Stattdessen beschränkt sich Hollywood darauf, seine unglückselige Autofahrt mit dem Kommunisten Cecil Williams zu zeigen, bei der die beiden von der Polizei gestoppt wurden.

Ab dem 7. Oktober 1963 stand Mandela zusammen mit 10 weiteren Mitangeklagten in Pretoria vor Gericht. Seine Rede vom 20. April 1964, einen Tag vor Urteilsverkündung, ist selbstverständlich im Film enthalten. Es sollte seine letzte öffentliche Rede bis 1990 bleiben. Allerdings erregte sie weltweites Interesse, sodass der Richter nicht umhin kam, die Todesstrafe in eine lebenslange Freiheitsstrafe umzuwandeln. Das Apartheidsregime wollte aus Nelson Mandela schließlich keinen Märtyrer machen.

Die ersten 18 Jahre seiner Haftstrafe verbrachte der Freiheitskämpfer mit seinen Gefährten auf Robben Island vor der Küste von Kapstadt. Dort erhielt er die Gefangenennummer 46664. Dies entkräftet alle aktuell kursierenden Internetmeme, die behaupten, Nelson Mandela sei ein Satanist gewesen. Passend dazu tauchen immer wieder Fotos von Mandela auf, auf denen er mit der 46664 zu sehen ist. Zwar sind diese Fotos echt, doch werden sie immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen. Immerhin hat sich Mandela diese Nummer nicht selbst ausgesucht. Wenn in diesem Zusammenhang überhaupt Satanisten am Werk waren, so könnten dies nur Verantwortliche des Apartheidsregimes gewesen sein.

Nelson 46664 Mandela

Die Gefängnisaufenthalte machen einen Großteil des Filmes aus und zeigen sehr eindringlich die Demütigungen, die Mandela ertragen musste, aber auch seinen Kampf gegen die miserablen Haftbedingungen. Insbesondere Robben Island war sehr hart. Nicht nur wegen den rassistischen Wärtern, sondern auch aus familiärer Sicht. Zunächst musste Mandela 1969 die Meldung verkraften, dass sein Sohn Madiba aus erster Ehe bei einem Autounfall in Johannesburg gestorben war. Seine zweite Frau Winnie geriet indes immer mehr ins Fadenkreuz der Polizei. Sie wurde immer wieder schikaniert, verhaftet und gefoltert, ohne, dass ihr Mann ihr zur Seite stehen konnte. Die zwei gemeinsamen Töchter konnte er erst sehen, als diese das jeweils 16. Lebensjahr erreichten, da Kindern der Besuch auf Robben Island nicht gestattet war.

1982 wurde Mandela in das Pollsmoor-Gefängnis in Kapstadt verlegt, wo die Haftbedingungen etwas besser waren, aber dafür im Gegenzug die Überwachung durch den Staat massiver war. Vertreter des Apartheidsregimes suchten zunehmend den Kontakt mit Rolihlahla und boten ihm sogar eine Freilassung an. Natürlich nur unter der Bedingung, dass der ANC seinen bewaffneten Kampf aufgibt. Auf diesen Deal mit dem Teufel ließ sich Mandela jedoch nicht ein und so blieb er noch bis Ende 1988 in Pollsmoor. Seine Tochter Zindziswa „Zindzi“ Mandela hielt 1985 eine Rede, in der sie die Ablehnung ihres Vaters zu diesem Angebot der Regierung öffentlich vortrug.

In der Zwischenzeit wuchs zudem eine weltweite Bewegung zur Freilassung von Nelson Mandela heran. Während Ronald Reagan den Südafrikaner als Terrorist auf die Watch-List setzen ließ und auch die britische Premierministerin Margaret Thatcher ihn als „Terroristen“ bezeichnete, fand am 11. Juli 1988 anlässlich des bevorstehenden 70. Geburtstages von Mandela im Londoner Wembley-Stadion ein Solidaritätskonzert statt, welches weltweit für Schlagzeilen sorgte. Im Film ist eine kurze Originalsequenz zu sehen, womit der Bezug zu den realen Ereignissen von damals verstärkt wird.

Die letzten Jahre seiner Haft verbrachte Nelson schließlich in einem vergleichsweise luxuriösen Einfamilienhaus. Zwar konnte er dort jederzeit seine Familie empfangen, doch es war trotzdem noch ein Gefängnis, in dem jeder Raum abgehört und videoüberwacht wurde. Nachdem 1989 Frederik de Klerk (gespielt von Gys de Villiers) zum Präsidenten gewählt wurde, bahnte sich das Ende der Apartheid an. De Klerk glaubte damals, den göttlichen Auftrag zur Veränderung des Landes zu haben und so hob er das Verbot des ANC und PAC auf. Am 11. Februar 1990 entließ er schließlich auch Nelson Mandela aus der Haft. 1993 erhielten Mandela und de Klerk gemeinsam den Friedensnobelpreis.

Während Mandelas politische Karriere nach seiner Haftentlassung steil bergauf ging, ging seine Ehe mit Winnie den Bach runter. Grund waren die unterschiedlichen Ansichten über den Fortlauf des Antiapartheidskampfes der beiden. Während Winnie weiterhin für den bewaffneten Kampf eintrat, setzte Nelson auf die Aussöhnung mit den weißen Südafrikanern. Damit wollte er den Teufelskreis der Rache brechen und eine gleichberechtigte Zukunft für alle erreichen.

1991 wurde Mandela zum Präsidenten des ANC gewählt und leitete die Verhandlungen mit der Regierung über die Beseitigung der Apartheid sowie eine neue Verfassung. 1993 einigte man sich auf freie Wahlen und eine Übergangsregierung. 1994 gewann der ANC die Wahlen mit rund 63 % der Wählerstimmen und Nelson Mandela wurde vom Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Damit endet der Film, aber nicht die Geschichtsschreibung.

Unter Nelson Mandela erlebte das Land eine kurze Blütezeit. Die Apartheid war zu Ende und ihre Verbrechen wurden von der neu geschaffenen Wahrheits- und Versöhnungskommission aufgearbeitet. Kinder unter 6 Jahren sowie Mütter und Schwangere erhielten eine kostenlose Gesundheitsfürsorge, 2 Millionen Menschen wurden ans Stromnetz angeschlossen und 3 Millionen erhielten einen Wasseranschluss. Es wurden 750.000 neue Häuser gebaut und Schritte zu einer Landreform unternommen.

Mandelas Nachfolger im Präsidentenamt wurde Thabo Mbeki, welcher die Wahlen von 1999 und 2004 gewann. 2008 musste Mbeki jedoch zurücktreten, nachdem er mit Korruptionsvorwürfen gegen Jacob Zuma gescheitert war. Zuma ist seit dem 9. Mai 2009 das Staatsoberhaupt von Südafrika, nachdem er bereits von 1999-2005 Vizepräsident war. Zudem ist er seit 2007 Vorsitzender des ANC. Die Korruptionsvorwürfe gegen ihn sind allerdings keineswegs inhaltslos und 2005 gesellte sich noch eine Anschuldigung wegen Vergewaltigung der Tochter eines früheren Genossen hinzu.

Der ANC, welcher Mitglied der sozialistischen Internationale ist, hat den Kurs Nelson Mandelas schon seit langem verlassen. Südafrika versinkt zunehmend in Korruption und Anarchie. Die Kriminalitätsrate ist extrem hoch, wobei insbesondere sexuelle Gewalt gegen Kinder und Frauen erschreckend oft vorkommt. Letzteres ist zudem Ausdruck von Aberglauben sowie eines niedrigen Bildungsgrades, da die Vergewaltiger glauben, Sex mit einer Jungfrau würde sie immun gegen den HI-Virus machen, bzw. von selbigem heilen. Dies hat jedoch die gegenteilige Folge, dass sich HIV-Infektionen rapide ausbreiten.

Obgleich sein Lebenswerk der Korruption anheim fiel, blieb Nelson Mandela dennoch bis zu seinem Tod ein unverbesserlicher Optimist, der sein Lächeln nie verlor. Ebenso gab er es trotz der weltpolitischen Lage nie auf, sich für den Frieden zu engagieren. Insbesondere setzte er sich gegen den Irakkrieg von George W. Bush ein. Nachdem er 2011 in sein Heimatdorf Qunu zurückgekehrt war, musste Rolihlahla mehrfach stationär behandelt werden. Am 5. Dezember 2013 erlag er schließlich einer Lungenentzündung. Er hinterließ seine dritte Ehefrau Graça Machel, welche er an seinem 80. Geburtstag, dem 18. Juli 1998, geheiratet hatte.

Die Gedenkzeremonie am 10. Dezember 2013 zog Staatsoberhäupter und Prominenz aus aller Welt an. Darunter auch den kubanischen Präsident Raúl Castro, dessen Bruder Fidel Mandela stets als „Kampfgenossen“ bezeichnete. Für Staunen sorgte der Handschlag zwischen Raúl Castro und dem US-Präsidenten Barack Obama, da Kuba und die USA nach wie vor verfeindet sind.

Ohnehin wirkte Obama auf der Trauerfeier reichlich deplatziert. Zwar kann er nichts für die US-Unterstützung des Apartheidsregimes in den 1980ern, was maßgeblich die Schuld des konservativen Hardliners Ronald Reagans war. Dennoch hat auch Barack Obama einige Kriegseinsätze zu verantworten, die Nelson Mandela Zeit seines Lebens stets ablehnte. Dazu zählt auch der Sturz Muammar al-Gaddafis, um die libyschen Ölquellen unter US-Kontrolle zu bringen. Mandela fand wohl kaum Gefallen an der Ermordung seines erklärten Kampfgenossen Gaddafi sowie dem Massaker an über 50.000 unschuldigen Libyern.

Man kann wohl mit Recht behaupten, dass selten so viel geheuchelt wurde, wie auf Mandelas Trauerfeier. Zumindest Jacob Zuma erhielt dafür auch einige Buh-Rufe. Zu allem Überfluss kam es dann auch noch zu einer weiteren Panne, da der vermeintliche Gebärdendolmetscher keinerlei Ahnung von seinem Fach hatte und fortlaufend nur sinnlos vor sich hingestikulierte. Später kam heraus, dass Thamsanqa Jantjie ein Schizophreniepatient ist, der bereits wegen Mordes und anderer schwerer Verbrechen angeklagt war. Er selbst behauptete, dass er sehr wohl Gebärdendolmetscher sei, allerdings auf der Trauerfeier unter dem Einfluss von Dämonen gestanden hätte. In der Tat zeigte er auf der Bühne mehrfach den Baphomet, was die Frage aufwirft, ob sein Auftritt vielleicht doch kein unglücklicher Zufall, sondern Absicht war?

Immerhin war dieser Auftritt nicht die einzige Merkwürdigkeit auf der Trauerfeier. So sagte Mandelas Enkelin Phumla in ihrer Rede: „Du ragst über die Welt hinaus wie ein Komet, dem ein leuchtender Schweif folgt.“

Die Worte allein scheinen in keinem größeren Zusammenhang zu stehen. Dieser ergibt sich erst, wenn man den Kometen ISON in die Betrachtung einbezieht, welcher wenige Tage vor Mandelas Tod, am 28. November 2013, seinen sonnenächsten Punkt erreichte und dabei zerbrach. Nun kursieren allerhand krude Verschwörungstheorien über ISON, von denen einige behaupten, es habe sich um ein außerirdisches Raumschiff gehandelt. Solche Behauptungen sind absoluter Unfug. Bei ISON, welcher 21. September 2012 mit dem Teleskop des International Scientific Optical Network (daher der Name ISON) entdeckt wurde, handelte es sich um einen vollkommen normalen Kometen.

Allerdings gelten Kometen seit dem Altertum als Unglücksboten. Warum also brachte Phulma Mandela ihren Großvater mit einem schlechten Omen in Verbindung, zumal erst kurz zuvor ISON durch das Sonnensystem streifte? Noch seltsamer wird die Überlegung, wenn man sich das Logo der Produktions- und Filmvertriebsfirma Videovision Entertainment betrachtet, welches im englischen Originaltrailer zu „Mandela: Long walk to Freedom“ zu sehen ist. Handelt es sich hier um gleich drei Zufälle auf einem Schlag? Und wenn nicht, warum wird gleich mehrfach ein Bezug zwischen Nelson Mandela und einem Kometen hergestellt?

Videovision Komet

Fazit: Nelson Mandela war trotz aller Unkenrufe ein bedeutender Freiheitskämpfer, der maßgeblich für das Ende der Apartheid in Südafrika verantwortlich war. Obgleich seine Nachfolger viel von seinem Lebenswerk zerstört haben, hat Mandela viel Gutes bewirkt. Er war genauso wenig ein Terrorist wie Ernesto Che Guevara ein Mörder war. Diese Argumentationen stammen von Ultrakonservativen und Nazis, welche der Apartheid in Südafrika sowie dem Batista-Regime in Kuba nachtrauern.

Oft verbergen sich diese Antikommunisten und Rassisten hinter der Maske des Libertarismus. Darunter die Desinformanten von „FreiwilligFrei“, welche auf Youtube ein Video von Stefan Molyneux hochgeladen haben, in dem dieser Mandela als Terroristen verunglimpft. Molyneux’ Ansichten sollten nicht verwundern, gehört er doch zum Umfeld der rechtskonservativen Infokriegerszene und war schon des Öfteren bei dem Freimaurer Alex Jones zu Gast.

Bei seiner Hetzkampagne gegen Mandela unterschlägt Molyneux folgerichtig sowohl die Brutalität des Apartheidsregimes als auch Mandelas Politik der Versöhnung. Es ist zwar richtig, dass Mandela zwischenzeitlich für den bewaffneten Kampf eintrat, doch erst nachdem sein friedlicher Widerstand gescheitert war. Zudem war er der Erste, der den bewaffneten Kampf wieder aufgab.

Wenn Mandela seinen Peinigern vergeben konnte, so sollten auch wir Mandela vergeben. Am Ende bleibt für uns lediglich die Frage, in wie weit Mandela in die Freimaurerei involviert war? Immerhin hatte er einflussreiche Freunde, die eine weltweite Kampagne für seine Freilassung gestartet haben. Zudem waren einige seiner politischen Freunde, wie z.B. Muammar al-Gaddafi, nachweislich Freimaurer.

Obwohl eine Mitgliedschaft Mandelas bei den Freimaurern nahe liegt, konnten wir leider keinen stichhaltigen Nachweis finden. Einzig eine Mitgliedschaft im Orden des St. John kann belegt werden. Bei diesem christlichen Ambulanzorden, der mit den deutschen Johannitern vergleichbar ist, hatte Mandela den Titel eines „Ritters der Gnade“ inne. Es gibt eine Briefmarke, die ihn im Ordensgewand zeigt, wobei das entsprechende Bild in der Truther-Szene immer wieder falsch ausgelegt wird und als angeblicher Beweis für eine Mitgliedschaft Mandelas bei den Tempelrittern herhalten muss.

Mandela Order of St John

Obwohl bei einer kirchlichen Organisation wie den Johannitern ein natürlicher Zusammenhang zu den Tempelrittern besteht und der Orden des St. John auch von Freimaurern unterstützt wird, sollte an dieser Stelle nicht vorschnell geurteilt werden. Selbst ein entsprechender Eintrag in der Freimaurerwiki macht Nelson Mandela noch lange nicht zu einem schlechten Menschen. Erst recht war er kein Satanist und die missbräuchliche Auslegung seiner Häftlingsnummer in Robben Island ist geradezu widerwärtig. Die Wahrheitsbewegung sollte an dieser Stelle bei der Wahrheit bleiben und derartige Internetmeme bekämpfen. Insbesondere wenn sie der Rechtfertigung von jahrzehntelanger rassistischer Unterdrückung dienen.

Jan van Aken zu Besuch in Syrien

Jan van Aken (MdB DIE LINKE) bereiste kürzlich den Norden Syriens, wo sich ihm ein bemerkenswertes Bild bot. In einigen Regionen haben nämlich weder Assad noch die islamistischen Terroristen das Sagen. Die Kurden verwalten eines der Gebiete selbst und entwickeln dort eine Form des basisdemokratischen Sozialismus.

Dennoch wäre es klug, wenn sich die Kurden und die Assad-Regierung einigen könnten, um den Zerfall Syriens zu verhindern und die Al Kaida sowie Al Nusra gemeinsam aus dem Land zu werfen. Vielleicht wäre dies der Weg zu einer Demokratisierung des Landes?